Maikäfer flieg

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Forumseintrag zu „Maikäfer flieg“ von stefanie.maier

stefanie.maier (02.04.2016 14:01) Bewertung
Österreichischer Film mit erfrischenden Blickwinkeln
Die Regisseurin Mirjam Unger hat es geschafft ihren Film, in dem ein kleines Mädchen im Mittelpunkt steht, auch für Erwachsene faszinierend zu gestalten. Durch eine gekonnte Kameraführung, eine Vielzahl an Perspektiven, die jedoch nicht gehastet wirken, sondern genügend Zeit zum Entdecken lassen, bekommt man einen wunderbaren Blick darauf wie es für das Kind war, den Krieg zu erleben. Besonders in Situationen in denen die kleine Christl durch ihre bunten Glasornamente schaut und man als Zuseher in den Blickwinkel mit hineingenommen wird, ist man tief berührt. Doch Unger schafft es auch zumindest teilweise die Situation und das Erleben der Mutter (eine grandiose Ursula Strauss), des Vaters (ein authentischer Gerald Votava) und das des Cohns (ein äußerst interessanter Konstantin Khabensky) mit einzubeziehen. Auch wenn man nur eine Ahnung davon bekommt, wie es all den Beteiligten geht, so überzeugt Zita Gaier als Christl davon, dass Krieg und vor allem auch die damalige Zeit ihre verschiedensten Geschichten und vor allem auch Sichtweisen hatte. Der Forscherdrang und die Neugier der Christl sind zwar erhellend, wirken manchmal leider aber auch gezwungen. Die Verzweiflung kommt nicht zu kurz, wird jedoch auch nicht übermäßig lang und breit dargestellt - viel mehr zieht sich durch den Film eine erfrischende Offenheit dem Leben und den Erfahrungen gegenüber, die ganz besonders von Christl ausgeht.
Trotz alledem muss man klar sagen, dass der Film durch das große Budget und die Finanzierung im Hintergrund sehr glatt geschliffen wurde und mir persönlich wohl noch besser als Indie/Independent-Film gefallen hätte. Gabriele Kranzelbinder als Produzentin stand meines Empfindens nach sehr dahinter eine möglichst große Präsenz im öffentlichen Raum zu schaffen, weshalb der Film schon vor der Premiere auf der Diagonale in fast allen Zeitungen erwähnt wurde. Im großen und ganzen ist es ein toller Film der früher oder später wohl auch im österreichischen Fernsehen zu sehen sein wird.
Sehr professionell, nicht typisches, österreichisches Kino, aber eine berührend verfilmte österreichische Geschichte von und über Christine Nöstlinger.
 
 

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