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5 Bewertungen
75% Bewertung
  • Bewertung

    Nöstlinger einmal anders

    Als Kind und Jugendliche habe ich wie so viele andere auch die Bücher von Christine Nöstlinger förmlich verschlungen.
    Nachdem mich der Roman "Maikäfer flieg" sehr beeindruckt hat, konnte ich mir die Verfilmung nicht entgehen lassen. Die Regisseurin Mirjam Unger setzt die Buchvorlage perfekt um:
    Die letzten Kriegstage 1945 in Wien werden aus der Sicht der kleinen Christine ( die Autorin C. Nöstlinger selbst) gezeigt, die neugierig und furchtlos sowie vorurteilsfrei allen Menschen begegnet. Christl, von Zita Gaier hervorragend gespielt, findet sogar unter den russischen Besetztern der Villa, in der sie lebt, einen wahren Freund, den Koch Cohn.
    Auch Christls Mutter ( Ursula Strauss) zeigt Mut und Zivilcourage im Gegensatz zu den vielen anderen, die sich einfach an die geänderten Machtverhältnisse anpassen...
    Der Film sollte eigentlich in der Pflichtschule im Fach Geschichte/Politische Bildung allen Schülern gezeigt werden.
    30.10.2017
    17:41 Uhr
  • Bewertung

    Österreichischer Film mit erfrischenden Blickwinkeln

    Die Regisseurin Mirjam Unger hat es geschafft ihren Film, in dem ein kleines Mädchen im Mittelpunkt steht, auch für Erwachsene faszinierend zu gestalten. Durch eine gekonnte Kameraführung, eine Vielzahl an Perspektiven, die jedoch nicht gehastet wirken, sondern genügend Zeit zum Entdecken lassen, bekommt man einen wunderbaren Blick darauf wie es für das Kind war, den Krieg zu erleben. Besonders in Situationen in denen die kleine Christl durch ihre bunten Glasornamente schaut und man als Zuseher in den Blickwinkel mit hineingenommen wird, ist man tief berührt. Doch Unger schafft es auch zumindest teilweise die Situation und das Erleben der Mutter (eine grandiose Ursula Strauss), des Vaters (ein authentischer Gerald Votava) und das des Cohns (ein äußerst interessanter Konstantin Khabensky) mit einzubeziehen. Auch wenn man nur eine Ahnung davon bekommt, wie es all den Beteiligten geht, so überzeugt Zita Gaier als Christl davon, dass Krieg und vor allem auch die damalige Zeit ihre verschiedensten Geschichten und vor allem auch Sichtweisen hatte. Der Forscherdrang und die Neugier der Christl sind zwar erhellend, wirken manchmal leider aber auch gezwungen. Die Verzweiflung kommt nicht zu kurz, wird jedoch auch nicht übermäßig lang und breit dargestellt - viel mehr zieht sich durch den Film eine erfrischende Offenheit dem Leben und den Erfahrungen gegenüber, die ganz besonders von Christl ausgeht.
    Trotz alledem muss man klar sagen, dass der Film durch das große Budget und die Finanzierung im Hintergrund sehr glatt geschliffen wurde und mir persönlich wohl noch besser als Indie/Independent-Film gefallen hätte. Gabriele Kranzelbinder als Produzentin stand meines Empfindens nach sehr dahinter eine möglichst große Präsenz im öffentlichen Raum zu schaffen, weshalb der Film schon vor der Premiere auf der Diagonale in fast allen Zeitungen erwähnt wurde. Im großen und ganzen ist es ein toller Film der früher oder später wohl auch im österreichischen Fernsehen zu sehen sein wird.
    Sehr professionell, nicht typisches, österreichisches Kino, aber eine berührend verfilmte österreichische Geschichte von und über Christine Nöstlinger.
    02.04.2016
    14:01 Uhr
  • Bewertung

    „Maikäfer flieg, der Papa ist im Krieg!“

    Exklusiv für Uncut von der Diagonale
    Regisseurin Mirjam Unger eröffnet die Diagonale 2016 mit einer Adaption von Christine Nöstlingers autobiographischen Romans „Maikäfer, flieg! Mein Vater, das Kriegsende, Cohn und ich.“

    Die 9-jährige Christine kennt in ihrem Leben nur den Krieg, sie kann sich an keine Zeit erinnern, in der Frieden geherrscht hat. Als ihre Wohnung in Wien zerbombt wird, muss sie mit ihrer Mutter und Schwester in eine Villa im Vorort Neuwaldegg flüchten – die Großeltern bleiben zurück. Dort warten Christine und ihre Familie bis der Krieg vorbei ist, doch als es dann endlich soweit ist und die Russen kommen, wird die Situation auch nicht viel besser. Aber Christine fürchtet sich nicht, der russische Koch der Soldaten, Cohn, wird sogar ihr bester Freund.

    Die Kriegszeit wie auch die darauffolgende Besatzungszeit wird aus den Augen eines Kindes erzählt, die ganzen Schrecken werden hier schon fast beiläufig und leichtfüßig dargeboten. Vielleicht etwas zu leichtfüßig? Denn ich persönlich fühlte die Bedrohung und die Angst der Charaktere nicht wirklich, irgendwie hat es der Film nicht geschafft mich als Zuschauer in das Geschehen zu involvieren. Man sitzt nicht im Saal und denkt sich „Oh mein Gott, was wird jetzt passieren“, sondern eher „Okay, mal schauen was jetzt noch kommt.“ Deshalb wirkte der Schrecken des Krieges nicht wirklich beängstigend auf den Zuschauer. Vielleicht liegt das auch an der Hauptdarstellerin Zita Gaier, die zwar als Christine ein sehr eigensinniges Mädchen verkörpert, aber den Trotz und die kindliche Neugier nimmt man ihr nicht so ganz ab. Überhaupt, aufgrund der episodischen Erzählstruktur des Filmes braucht man eine gewisse Zeit hineinzufinden und die Charaktere kennenzulernen.

    Trotz des oben Gesagten gibt es großartige Momente in „Maikäfer, flieg!“: Zum Beispiel wie die Villa-Besitzerin und Christines Familie am selben Tisch essen, gemeinsam kochen und Hausarbeiten zusammen erledigen. Dies zeigt, dass während des Krieges die Klassenunterschiede zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen komplett außer Acht gelassen wurden, man wollte einfach nur überleben. Auch wunderbare schauspielerische Leistungen bleiben einem in Erinnerung, vor allem die von Ursula Strauss als Christines Mutter. Aber der Charakter, der einem wirklich noch lange im Gedächtnis bleibt ist der von Cohn, großartig gespielt von Konstantin Khabensky.

    Ich selbst habe die Romanvorlage zu diesem Film nicht gelesen, deshalb ist es mir auch nicht möglich irgendwelche Vergleiche zu machen, aber „Maikäfer, flieg!“ auf der Kinoleinwand wirkte nicht so aussagekräftig und berührend wie die Geschichte in meiner Vorstellung eigentlich hätte sein können.
    moviesaremyjam_ebd47f1272.jpg
    14.03.2016
    22:41 Uhr