Forumseintrag zu „Une histoire américaine“ von Gloria Swenson

In UNE HISTOIRE AMÉRICAINE reist Vincent (Vincent Macaigne) nach New York City, um seine nach Brooklyn ausgewanderte Ex-Freundin, Barbara (Kate Moran), zurück zu gewinnen. Dafür scheut Vincent vor keinem Mittel zurück – nichts ist ihm zu peinlich, nichts zu würdelos. Alles was man selbst nach einer Trennung schon einmal machen wollte, aber sich nie getraut hätte – Vincent tut es. So nervenzerreißend es auch sein mag, ihm zuzusehen, ist es doch wie bei einem Autounfall: man kann nicht hinsehen, aber kann (und will!) vor allem nicht wegsehen.

Während man diesem liebenswerten Loser also dabei folgt, wie er sich immer erschöpfter durch New York schleppt, erhascht man auch Einblicke in New Yorks Nachtleben und winterliche Straßenschluchten – getragen von Musik wie beispielsweise Unlust von Arcan. Man darf einmal in Coney Island sein und hat das Gefühl selbst in der Roosevelt Seilbahn zu stehen und wird die Gänsehaut nicht mehr los.

Der Regisseur Armel Hostiou schafft die Gradwanderung zwischen charmantem Humor, Romantik und Härte. Eiskalt folgt er Vincent auf seinem Leidensweg, begleitet ihn immer weiter in die Katastrophe hinein – bis hin zu einem überraschenden Sonntagsbesuch bei seiner Ex-Freundin und ihrem Neuen. Jeden Moment leiden die ZuseherInnen mit dem Antihelden und wollen ihn ins Flugzeug zurück nach Paris setzen. Gleichzeitig will man ihn anfeuern weiter zu machen, weil etwas so tief Romantisches berührt wird und das so ganz ohne Kitsch, dass jeder plötzlich auf ein Happy End hofft.

Es handelt sich bei diesem Film um weit mehr als einen weiteren Low Budget Independent Film. Es ist auch nicht nur ein weiterer Trennungsfilm und mehr als eine weitere Studie über einen verlorenen Europäer in Amerika mit französischem Akzent. Dem Regisseur Armel Hostiou ist mit UNE HISTOIRE AMÉRICAINE ein Film wie das Leben selbst gelungen: Ohne Drehbuch weiß nicht einmal Hostiou, wo Vincent hingeht und was ihm dort widerfahren wird.