Jack

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Forumseintrag zu „Jack“ von Sana Sani

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Sana Sani (13.09.2015 23:08) Bewertung
Sex, Zigaretten und Naked Lunch
Jack Unterweger und die Morde an mehreren Prostituieren weckt auch 20 Jahre danach noch immer das Interesse und bietet noch immer Platz für so manche Spekulation.

Bei Jack wird bedauerlicherweise nur wenig richtig gemacht. Angefangen, bei der Darstellung von Jack Unterweger. Johannes Krisch spielt zwar an sich gut, jedoch wird nur seine aggressive Seite beleuchtet, bzw. jene in der er sich versucht als Unschuldig darzustellen. Der manipulative Jack Unterweger, der in der Wiener Society lebte und so machen Frauen, aber auch Männern, den Kopf verdrehte, wird komplett ignoriert. Des Weiteren ist die gesamte Darstellung des Settings sehr schlecht. Der Film spielt Anfang der 90er Jahre, dennoch sieht man immer wieder moderne Autos oder silberne Polizei Autos, Flugblätter von Geschäften, die es damals noch nicht gab, bis hin zu Windows 7 Rechnern im Hintergrund oder auch Digitalkameras. Mir ist durchaus bewusst, dass der Film kein Millionen Budget wie eine Hollywood Produktion hatte, um sich mal kurz einen ganzen Straßenzug zu sperren und mit authentischen Autos zu füllen, man hätte aber sicherlich mehr Sorgfalt walten lassen können. Um dem Film ein 90er Jahre Flair zu geben wird in nahezu jeder Szene geraucht. Dass dies damals durchaus Usus war und Nichtraucher Gesetze noch nicht wirklich vorhanden waren, ist keine Frage, jedoch wirken die Raucheskapaden sehr gezwungen, nur um dem Zuseher, dass Gefühl der 90er zu vermitteln. Die hätte man sicherlich mit einer besseren Garderoben Wahl schon erzielen können. Die Rolle von Marlies Haum, gespielt von Birgit Minichmayr wirkt farblos und selbst Minichmayr wirkt nicht sonderlich angestrengt, ihrem Charakter mehr Tiefe zu geben. Gespart wird auch beim Sex nicht. Dieser ist zwar überraschend "natürlich" dargestellt, ob damit aber nicht auch ein wenig übers Ziel hinausgeschossen wird, muss man selber beurteilen.

Getragen wird der Film von der Musik der Kärntner Band Naked Lunch, die gerade um die Zeit der Unterweger Skandale ihre Anfänge hatten. Ihre melancholische Musik verstärken das Bild, des Soziopathen und die Tristheit manche Szenen.
Jack bleibt größtenteils neutral und versucht den Menschen Unterweger zu beleuchten. Hierfür wird auch kurz seine Mutter eingebunden, die versucht anhand ihrer und seiner Kindheit eine Entschuldigung zu finden. Gegen Ende überwiegt jedoch ein Unterweger, der scheinbar Opfer eines Justizskandals wurde und sicherlich keine Prostituierten getötet hat. Diese Darstellung finde ich, vom aktuellen Wissenstand der Justiz nicht mehr gerechtfertigt.

Jack hätte Potential gehabt, verliert sich jedoch leider in der Darstellung eines Unterwegers, den es so wahrscheinlich nicht gab.
 
 

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