Mit der Premiere von „The Strangers' Case“ neigte sich auch die Reihe Berlinale Special dem Ende zu. Im Langfilmdebüt des amerikanischen Aktivisten Brandt Andersen wird anhand mehrerer Episoden eine dramatische Geschichte über Flucht, Krieg und Terror erzählt. Die Schicksale von fünf Familien gehen schleichend ineinander über. In manchen Momenten von roher, schmerzhafter Brutalität durchzogen, in anderen wiederum plakativ und zu sehr an die Sehgewohnheiten westlichen Publikums angepasst. Flucht als immersives Kinoerlebnis zu inszenieren ist meist ein problematisches Unterfangen.
Die Teddy Awards zelebrieren Queer-Sein!
Bevor morgen der goldene Bär verliehen wird, standen heute mit den 38. Teddy Awards Filme über queeres Leben im Rampenlicht der Berliner Volksbühne. Aus der Panorama-Sektion hervorgegangen sind die Teddy Awards der erste LGBTQ-Filmpreis eines großen Filmfestivals und prämieren auf der Berlinale gelaufene Werke, die einen queeren Stellenwert zu mehr Vielfalt, Toleranz, Solidarität, Akzeptanz oder Gleichberechtigung haben.Heuer zeigte die Berlinale extrem viele gute Filme um Queerness. Für den Preis des besten Spielfilms hat sich die Teddy-Jury für Ray Yeungs „All Shall Be Well“ entschieden. Im Film aus Hong Kong stirbt plötzlich Angies Lebensgefährtin Pat. Da sie nicht geheiratet haben, geht die gemeinsame Wohnung an Pats Bruder, woraus ein Rechtsstreit droht und Angie sich fragen muss, ob sie jemals in der Familie wirklich akzeptiert wurde. Facettenreich schildert der Film, wie juristische Diskriminierung das Privatleben prägt und ist dabei konsequent, solidarisch, herzerwärmend und bitterböse zugleich - Ein verdienter Hauptpreis. Respektvolle Anerkennung bekam dafür der Panorama-Eröffnungsfilm „Crossing“ von Levan Akin mit dem Teddy Jury Award.
Der von Uncut schon gelobte „Teaches of Peaches“ wurde als bester Essay-/Dokumentarfilm gekürt. Die bahnbrechende Musikerin Peaches war bei der Preisverleihung live vor Ort. Bester Kurzfilm ging an Zuza Banasińskas „Grandmamauntsistercat“, der Lehrfilme zu Zeiten des polnischen Kommunismus mittels Schnitt und Voice Over zu einer fiktionalen Geschichte umdeutet und sich in binären Geschlechterrollen zurechtfinden sollte. Für sein Lebenswerk wurde Lothar Lambert mit dem Special Teddy Award ausgezeichnet. Der deutsche Regisseur produziert seit 1971 bis heute unabhängige Filme im Underground über Sex und Sehnsüchte.