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  • Bewertung

    Eine etwas simpel gestrickte politische Warnung

    Exklusiv für Uncut vom Crossing Europe Film Festival
    In einem von Polarisierung und Radikalisierung zerrissenem alternativen Dänemark spielt Ulaa Salims „Sons of Denkmark“, der erforscht wie junge muslimische Männer von der Gesellschaft ausgestoßen werden und so zu einem potenziellen Problem werden, wenn sie sich der Gewalt zuwenden. Salim schafft ein bedrückendes aktuelles Abbild der Gesellschaft, auch wenn vieles vereinfacht und so geradlinig erscheint.

    In einer Vorabszene kommt es in der Stadt zu einer Terroristenattacke wobei ein junges Paar sich ins Epizentrum dessen verirrt. Sie stirbt, er überlebt. Die nationalistische Partei im Land vereinnahmt diesen Vorfall sofort für sich und erläutert dass „alle Probleme auf die Immigranten zurückgehen“. Darauf folgt eine Gruppe muslimischer Männer, die auf rassisitische Graffiti starren und auf Schweineköpfe die als Botschaft hinterlassen wurden. Salim unterlegt diese Sequenz noch mit Mozarts „Lacrimosa“ um seinen Punkt zu unterstreichen: hier passiert potenziell Radikalisierung.

    Im konkreten beim 19 Jahre alten Zakaria (Mohammed Ismail Mohammed), der darauf aus ist etwas zu unternehmen, seiner Stimme Gewicht zu verleihen. Er wendet sich an einen alten Familienfreund mit der Botschaft, dass er bereit ist für die Sache zu sterben und wird an einen Mittelmann vermittelt, der ihn für eine Mission trainieren soll: the ultra-nationalen Martin Nordahl (Rasmus Bjerg) zu ermorden. Dessen politische Reden haben die Neo-Nazi Gruppe „Sons of Denmark“ dazu animiert, aus dem Untergrund hervorzutreten.

    Doch wie sich herausstellt ist nicht Zakaria die eigentliche Haupfigur, sondern sein Mittelmann, der Undercover Cop Maik (Zaki Youssef). Dieser rettet Nordahls Leben und darf sich als Dank von dem Mann anhören „Du bist nicht wie sie“. Aber dabei bleibt es natürlich nicht. Über die weitere Laufzeit muss sich Malik immer wieder in Situationen wiederfinden, in denen auch bei ihm zwischen „wir und euch“ unterschieden wird.

    Dieses Gefangensein zwischen zwei polarisierenden Welten ist zunächst spannend, doch es wird ziemlich bald klar dass Malik als Retter von Nordahls Leben auch in dessen unausweichlichen Ende involviert sein wird. Der Weg dorthin führt über einige sehr plumpe Wege, wie gleichgültige Polizeiarbeit in der Überwachung der „Sons of Denmark“ und dem Steinen die Malik bei seiner Arbeit in den Weg gelegt werden.

    Zudem wird auch Nordahl zu sehr als Ein-Mann Problem inszeniert und ignoriert das viel größere System, das im realen Leben hinter Vorurteil, Verschwörung und Xenophobie steht. Bjerg macht seine Sache hervorragend als medientauglicher Rassist, der als Familienmann und Witzeklopfer in einer Fernsehshow nicht von ungefähr an einige reale Politiker erinnert.
    „Sons of Denmark“ ist eine ambitionierte Fallstudie eines „Was wäre wenn“, die allzu oft einfache Wege und Abkürzungen einschlägt, um an ihr Ziel zu gelangen. Dennoch hat Salim eine beeindruckende Darbietung seines Könnens geliefert und man darf gespannt sein, in welche Richtung es ihn als nächstes treibt.
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    (Susanne Gottlieb)
    23.11.2019
    22:48 Uhr
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