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    Familiendrama

    Die Eröffnungssequenz zeigt Frauen unterschiedlichen Alters, die nach der Reihe vors Standesamt treten und sich mit ihren Männern vermählen lassen. Sie spielt im Büro eines Gefängnisses in Georgien. Die Frauen müssen ihre Freunde, die aus unterschiedlichen Gründen inhaftiert sind, heiraten, damit sie ein Besuchsrecht bekommen. Warum die jeweiligen Männer jeweils wirklich in Haft sind, wird bis zum Ende nicht thematisiert. Es ist auch nicht wichtig: Hier wird die Sehnsucht einer Frau erzählt, die sich alleine um zwei kleine Kindern kümmern muss und bestenfalls einmal monatlich ihren Ehemann besuchen darf. Trotz aller Trauer, Enttäuschung und Härte, bewahren alle Beteiligten gute Miene zum bösen Spiel. Als Nutsa einen neuen Mann kennenlernt, vermeidet es der Film, diese Love Story genauer zu erzählen bzw. über sie den Konflikt zu ihrem Ehemann zu verstärken. Im Gegenteil: Welche Auswirkungen der neue Mann auf ihre Ehe mit dem Inhaftierten hat, kann nur seitens des Zuschauers interpretiert werden, da es bei einem inneren Konflikt bleibt. Die Protagonistin wird in ihrer Funktion zu einer tickenden Zeitbombe, doch der Film verfällt nicht in die Gefahr, sie hochgehen zu lassen. Regisseurin Tinatin Kajrishvili bleibt stets nahe an ihren Figuren. Die Nuancen in der Beziehung zu Nutsas Ehemann und zu ihren Kindern sind wichtiger als ein künstlich hergezauberter Plot. Bilder des Alltags stehen im Mittelpunkt. Das Cinemascope-Format wird dazu verwendet, die Verlorenheit der Figuren auf engstem Raum zu beschreiben. Die Farben sind rau und karg, eben entsprechend der Locations. Besonders imposant sind dabei die Bilder des Gefängnisses, das wir als Zuschauer stets nur aus der Perspektive Nutsas erleben. 


    Gewiss hätten andere Regisseure „mehr“ aus dem Stoff gemacht, beispielsweise den Konflikt der Liebe zu zwei Männern näher thematisiert, ihn sogar handlungsweisend verwendet. Inhaltlich passiert in dem Film weniger, als die Prämisse vorzugeben scheint – doch die starke Fokussierung auf das vermeintlich Unspektakuläre ist das, was diesen Film zum subtilen Spektakel macht.
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    14.02.2014
    21:02 Uhr