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    Endzeitlicher Wüstenwestern mit außergewöhnlichem Stil

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2014
    Man merkt es dem Film von der ersten bis zur letzten Minute an: Regisseur Ning Hao hat sein Studium an der Filmakademie Peking im Fach Kamera abgeschlossen. In satte Goldtöne taucht er die erste Hälfte und den Schluss des Filmes. Im Gegensatz dazu überwiegen im Zwischenteil, in dem sich eine Gewalttat nach der anderen ereignet und sich die Rolle von Opfern und Tätern ständig verändern, Dunkelheit und matte Grautöne. Aber die Kamera ist nicht das Einzige, das an diesem Film gleich auf den ersten Blick auffällt, auch der Schnitt erzählt auf besondere Weise die Handlung mit. Immer wieder gibt es kleine, auf den ersten Blick unwichtige Details im Bild, die das Erzählte entweder verstärken oder ironisch konterkarieren und über dem ganzen Film schwebt die Metapher von Raubvögeln, die sich ohne Vorwarnung aus großer Höhe auf ihre Beute stürzen. Nicht zufällig dienen ihm Falken als Symboltiere und loser Rahmen für die bizarre und aberwitzige Kette von Ereignissen, in die der junge Anwalt gerät und sich durch mindestens ebenso aberwitzige Strategien wieder befreien muss. Bis zum Schluss verändern sich die Motive der Figuren, sodass der Ausgang des Filmes völlig offen bleibt.

    Besonders positiv fällt bei dem Film auch auf, dass ihm das Kunststück gelingt, die brutalen Vorgänge auf der Leinwand immer wieder ironisch- bizarr in einen derart herrlich verschrägten Kontext zu setzen, dass man trotzdem oder gerade deshalb herzhaft lachen muss. Sicherlich nicht zufällig drängen sich auch Vergleiche mit der Optik anderer bekannter endzeitlich visualisierter Filme wie „Terminator 2“ oder „The Postman“ auf. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt auch die Kulisse der Wüste Gobi, die abweisend und leer, staubtrocken und lebensfeindlich und zugleich beeindruckend schön den Rahmen für den Überlebenskampf bietet, der sich hier abspielt. Ein starker Beitrag des chinesischen Kinos hier auf der Berlinale, der in den technischen Disziplinen deutlich alle anderen Beiträge überragt, in der zweiten Hälfte jedoch dramaturgisch einige Lücken und Längen hinterlässt.
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    14.02.2014
    11:39 Uhr