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    Ein Hauch von Sünde

    Der Film zeigt einen bunten Bilderbogen von der heutigen chinesischen Gesellschaft. Aber es ist nichts fürs Poesiealbum. Der Titel weist bereits darauf hin. Die lose nicht miteinander verbundenen Episoden reichen vom Feldzug des Arbeiters Dahai (Wu Jiang) gegen die Korruption, was er in echter Django Manier löst, über Erhebung einer Maut, wobei der Beleg für die Bezahlung in Form von Prügeln beglichen wird. Die gedemütigte Xiao Yu (Tao Zhao) greift schon mal zum Messer gegen ihre Peiniger und der Nachwuchs versucht sich im Service, sei es als Kellner oder als Balletteuse in einem proletarischen Ensemble. Hier sind die alten Junge Pioniere Uniformen angesagt.
    Im modernen China mit iPad, Intercity und Hochhäusern gibt es aber immer noch Moped-Taxis, Wanderarbeiter und Gebete zu den alten Göttern. Auch wenn heute Zigaretten als Räucherstäbchen herhalten müssen. Die Gesellschaft verwestlicht größtenteils und wird zunehmend zur kapitalistischen Ellenbogengesellschaft. Regisseur Jia Zhang-ke betont den zunehmenden Hang zur Gewalttätigkeit.
    In der zweiten Hälfte fasert die Handlung etwas aus und verliert an Drive. Das liegt auch an den harmloseren Vergehen, die hier den ‘Hauch von Sündenpfuhl‘ verdeutlichen sollen. Die sexuelle Gewalt ist unterschwellig und unübersichtlich. Der Erzählstil wird zum Plauderton. Kids lassen Fische frei, streben ganz allgemein nach Glück oder die Tochter verpfeift den Vater bei der Mutter. Selbst ein Sprung vom Dach bleibt da fast ohne Wirkung.
    Insgesamt nicht schlecht, aber auf die Dauer aber ermüdend.
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    21.08.2015
    11:33 Uhr