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    Extrem laut und unglaublich nah


    „09/11 ist ein Ereignis, das aus hunderten verschiedenen Perspektiven erzählt werden sollte“, so Regisseur Steven Daldry auf der Berlinale-Pressekonferenz. Und diesen Perspektivenwechsel vollzieht er in auch. „Extrem nah und unglaublich laut“ erzählt die Ereignisse vom 11. September aus der Sicht des kleinen Jungen Oskar. Ein hochintelligentes Kind, das seinen Vater verloren hat und sich nun auf die Suche nach Hinweisen quer durch New York begibt. Sein Antrieb ist die Frage, warum sein Vater sterben musste – doch eine logische Erklärung dafür gibt es nicht.

    Diese Änderung der Perspektive auf die subjektive und kindliche Sichtweise des Jungen, ermöglicht dem Film immer wieder auch Leichtigkeit und Humor einzubauen. Die Frage nach der Schuld und die moralische Verurteilung der Terroristen spielt dabei nur eine Nebenrolle. Wichtig ist, wie sich das Leben der Menschen veränderte und wie die New Yorker diesen Tag wahrnahmen. Dabei liegt in der eingebauten spannenden Abenteuergeschichte wohl mehr Wahrheitsgehalt, als in dramatischen Darstellungen à la Oliver Stone & Co. Lediglich gegen Ende wird dieser Film zu herzzerreißend, was ihm einige Minuspunkte einbringt. Extra hervorzuheben sind die großartigen Schauspielleistungen von Thomas Horn und Altmeister Max von Sydow.
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    10.02.2012
    23:58 Uhr
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    Extrem laut und unglaublich nah


    „Extrem laut und unglaublich nah“ ist die Geschichte des neunjährigen Oskar Schell (Thomas Horn), der seinen Vater (Tom Hanks), zu dem er eine besonders enge und freundschaftliche Beziehung hat, durch die Anschläge am 11. September verliert.

    Schell weiß nicht, wie er über diesen Verlust hinwegkommen soll, als er bei den Sachen seines Vaters ein Kuvert mit einem Schlüssel findet, markiert mit dem Namen „Black“. Oskar denkt, dass es sich dabei um eine weitere Schnitzeljagd handelt, eines der Lieblingsspiele der beiden, und beschließt, das Schloss ausfindig zu machen, in das der Schlüssel passt - eine abenteuerliche Reise durch New York beginnt, im Zuge derer sich der autistische Züge tragende Oskar vielen seiner Ängste stellt und mehr soziale Kontakte eingeht, als in seinem ganzen bisherigen Leben. Und sich letztendlich auch mit dem problematischen Verhältnis zu seiner Mutter (Sandra Bullock) beschäftigen muss.

    Am Ende des Filmes rinnt eine dicke Träne aus dem Augenwinkel der Rezensentin, die bis zum Kinn führt. Ein Zeichen, dass „Extrem laut...“ mich emotional enorm berührt hat, aber bedeutet das zwangsläufig, dass es sich dabei um einen guten Film handelt? Die Buchvorlage von Jonathan Safran Foer war übrigens ein Bestseller. Ist „Extrem laut...“ ein guter Film? Wenn man die Kritiken aus den USA liest, sollte man meinen: nicht unbedingt. Die Rezensionen sind durchwachsen, auch die Wertungen auf der IMDB und bei Rotten Tomatoes sind nicht gerade überschwänglich. Und ja, besonders am Anfang erscheint der Film vielleicht etwas prätentiös und eine Spur zu gefühlig, zu glatt. Doch spätestens mit dem Auftauchen des stummen „Untermieters“ (englisch: The Renter) Max von Sydow (völlig zurecht für den Nebenrollen-Oscar nominiert) kann der Zuseher seine anfänglichen Zweifel über Bord werfen und sich mitreißen lassen, von einem Film, der vor allem ein Film über Väter und Söhne ist, über Eltern und Kinder und Kindeskinder.

    Es wird deutlich, dass die Eltern-Kind Beziehungen das eigene Leben dominieren, egal wie alt man ist und egal wie gut, schlecht oder gar nicht vorhanden diese Beziehungen sind. Sogar gleichgültig, ob die Beteiligten alle noch am Leben sind. Irgendwann sagt ein über vierzig jähriger Mann zu Oskar, er vermisse seinen verstorbenen Vater, obwohl das in seinem Alter „childish“ wäre und darauf entgegnet Oskar: „But you are his child.“ Man ist Sohn oder Tochter und man wird vielleicht Mutter und Vater – und das bleibt man auch, für das restliche Leben, gleichgültig, was passiert. Was glückt oder misslingt, was man tut oder versäumt, all das findet in der Familie Niederschlag und Resonanz.

    Darüber hinaus ist „Extrem laut…“ kein 9/11-Film wie etwa „Schindlers Liste“" ein Holocaust-Film ist. Es geht nicht darum, die Ereignisse dieses Tages in ihrer Gesamtheit aufzuarbeiten, noch weniger, sie politisch zu analysieren oder Erklärungen zu liefern. Aber der Film beleuchtet, wie eine Familie mit diesen Attentaten, mit genau dieser Medienpräsenz in jenen Stunden und dem langsamen Sterben vor den Augen der Welt umgehen muss. Es wäre nicht dasselbe, würde Oskars Vater Opfer eines Autounfalls werden, Schell ist nicht mit einem Schlag verschwunden, sondern verabschiedet sich langsam und auf seine eigene Art und Weise auf dem Anrufbeantworter und Oskar muss damit umgehen lernen. Dabei spielt die Stadt New York eine wichtige Rolle, Oskars Begegnungen mit Einwohnern aller Schichten und Altersgruppen zeigen das Zusammengehörigkeitsgefühl, das gerade nach den Attacken auf das World Trade Center entstanden ist. Und schließlich sind die schauspielerischen Leistungen erwähnenswert, besonders die Chemie zwischen dem jungen Hauptdarsteller und der schwedischen Schauspiellegende von Sydow.

    „Extrem laut…“ mag seine Schwächen haben und nicht durchgängig jeglicher Realitätsprüfung standhalten, doch es handelt sich auf jeden Fall um einen sehenswerten Film, insbesondere für diese gewissen Zeiten im Leben, die einen besonders für die beschriebene Thematik sensibilisieren.
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    10.02.2012
    12:04 Uhr