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82.5% Bewertung
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    Die Mädels aus dem 6. Stock

    Ein durch und durch Feel-Good-Movie. Regisseur le Guay setzt auf den sanften Humor, den man still genießen kann und der einem so guttut, wie warmer Tee im Winter oder Eis im Hochsommer. Das Drehbuch schüttet das ganz große Füllhorn der Empathie über die Figuren aus. Es gibt keine unsympathischen Typen (die beiden Söhne tun richtig gut zur Abwechslung als Rotzlöffel vom Dienst!) und die dramatischen Klippen, in denen oftmals Ungemach oder gar der Tod lauerte, als die früher einmal Verliebten jetzt gelangweilten Ehepaare auf einander losgingen, sind vorbei.
    Der Mann und die Frau können im 21. Jahrhundert frei wählen. Sie sind vernunftbegabte Wesen, die ihren Emotionen wie echte Hedonisten folgen. Insofern hat der Film sogar eine gewisse visionäre Aussage.
    Hier verliebt sich der Makler Jean-Louis Joubert (Fabrice Luchini) in das neu eingestellte Dienstmädchen Maria (Natalia Verbeke). Seine erkaltete Ehe mit Suzanne (Sandrine Kiberlain) existiert nur noch auf dem Papier. Suzanne zickt zwar etwas rum als Jean-Louis in den 6. Stock zieht, wo das Dienstpersonal wohnt (Originaltitel). Hier lernt er das wahre, warmherzige Leben kennen und wird glücklich und frei. Alte Zöpfe werden hier abgeschnitten.
    Die Jouberts trennen sich einvernehmlich, was nur am Rande erwähnt wird. Maria zieht zu ihrem kleinen Sohn nach Spanien und Jean-Louis führt ihr nach.
    Was für ein herzerwärmendes Happy End, wenn beide sich sehen und lächeln…Schön!
    Da fällt der ganze Schmonzes an Keilerei und Beschimpfungen von einem ab. Man vermisst nichts, ist nur etwas angenehm überrascht.
    Die Noch-Ehefrau ist nicht die Furie, die ihren Besitz inklusive Ehemann mit Klauen und Zähnen verteidigt. Sie verschwindet einfach, nicht ohne sich für die gemeinsame Zeit zu bedanken. Aber auch dass nur am Rande. Soviel Nettigkeit kann man in unserer momentanen prekären Situation weißgott gebrauchen.
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    03.11.2023
    11:31 Uhr
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    Les femmes du 6ème étage


    Viel Geld ist halt auch nicht alles. Schon gar nicht, wenn die Gattin es zwar ausgibt, aber dabei nicht wirklich Freude hat, die halbwüchsigen Söhne schon vor dem Stimmbruch zu elitären Snobs geworden sind und der eigene Alltag im perfekt gekochten Frühstücksei seinen ersten und einzigen Höhepunkt findet. Jean-Louis Joubert (Fabrice Luchini) lebt nicht, er funktioniert. Und scheint sich seinem Schicksal bereits ergeben zu haben. Dann aber ziehen sechs Spanierinnen in den sechsten Stock seines Hauses ein und machen dem zurückhaltenden Pariser schnell bewusst, wie wenig Aufregung, Leidenschaft und Mitgefühl in seinen eigenen vier Wänden vorhanden sind. Als eine der Frauen, die junge Maria (Natalia Verbeke), den Job des Hausmädchens bei den Jouberts antritt, beginnt Jean-Louis immer mehr Interesse an dem exotischen Flair zu finden, der da über seinem Kopf versprüht wird. Seine Frau Suzanne (Sandrine Kiberlain) kommt damit gar nicht klar, verdächtigt ihn der Untreue und wirft ihn schließlich aus der Wohnung. Und schon haben Maria, Conceptión (Carmen Maura) und die anderen ein neues WG-Mitglied. In seinem insgesamt achten Spielfilm lässt Philippe Le Guay zwei sehr konträre Welten zusammenfinden und schöpft gekonnt mit beiden Händen aus dem so entstehenden Komik-Topf. Und auch die DarstellerInnen überzeugen, allen voran Luchini, dessen Verkörperung des schüchternen, linkischen Hausherrn mitunter herzzerreißend authentisch ausfällt.
    14.02.2011
    23:59 Uhr