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72.5% Bewertung
  • Bewertung

    Adrienn Pál

    Exklusiv für Uncut vom Crossing Europe Film Festival
    Routine bestimmt den Alltag der Krankenschwester Piroska. Diese arbeitet auf einer Palliativstation, das Wort Hoffnung existiert in diesem Stockwerk so gut wie nicht. Die Herzfrequenzen der Patienten beobachtend stopft sie täglich mehrere Stück Kuchen in sich hinein, am Weg ins Leichenkühlhaus verzehrt sie Wurstsemmeln, die sie stets in ihrem Kittel mit sich herum trägt. Selbst ihr Freund, der die Übergewichtige regelrecht zum Abnehmen zwingt, distanziert sich immer mehr von ihr. Und sie sich von ihm. Als sich Piroska auf die Suche nach ihrer besten Freundin aus Schulzeiten begibt, beginnt sie damit auch eine Suche nach sich selbst. Der von Agnes Kocsis gekonnt in Szene gesetzte Film überzeugt auf ganzer Linie: charmant inszeniert, eine bewundernswerte Hauptdarstellerin und eine Story, die das Potenzial für einen Psycho-Thriller der Sonderklasse hätte, was jedoch nicht ausgeschöpft wird. Und das ist gut so! Witzige Details und lustige Dialoge sind da nur die Kirsche auf der Torte. Und das Ende lässt einen mit ungeklärten Fragen zurück, die sich beim erneuten durchdenken des Films scheinbar von selbst logisch erklären.
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    14.04.2011
    09:25 Uhr
  • Bewertung

    Eine schwache, jedoch originell inszenierte Story

    Exklusiv für Uncut vom Sarajevo Film Festival
    Das ungarische Kino der letzten paar Jahre widmet sich gerne sozialkritischen bzw. gesellschaftsanalytischen Themen. Hier ist „Adrienn Pál“ keineswegs eine Ausnahme, stellt jedoch in der formalen Umsetzung eine Besonderheit da. Àgnes Kocsis Drama widmet sich sozialen Außenseitern und legt dabei besonderen Fokus auf die Protagonistin. Die übergewichtige, heimlich essende und sich anscheinend im Leben langweilende Krankenschwester Piroska scheint in keiner Umgebung, nicht einmal in ihrer eigenen Wohnung, wirklich Zugang zu finden. Um ihrem Leben einen Sinn zu geben, macht sie sich auf die Suche nach einer Freundin aus der Schulzeit, zu der keiner Kontakt mehr zu haben scheint. Die Story klingt wunderbar minimalistisch, doch genau das ist das Manko: Man wartet ab Beginn der Suche die ganze Zeit darauf, dass etwas Aufregendes, Spannendes oder Interessantes passiert. Doch der lineare Handlungsablauf geht nur sehr langsam und ohne große dramaturgische Sprünge voran.

    Hier darf bereits das Positive herausgehoben werden: Trotz diesen Drehbuchproblemen wird „Adrienn Pál“ keineswegs langweilig. Dies liegt vor allem an Àgnes Kocsis sehenswerter Inszenierung. Ihre Bilder sind voller herrlicher Nüchternheit und schaffen es somit, eine Komik auf visueller Ebene zu erzielen. Jedes Bild, sei die darin sich abspielende Handlung noch so tragisch, trägt ein gewisses Augenzwinkern mit sich. Ebenfalls sehenswert ist die Leistung der Hauptdarstellerin Èva Gábor. Sie scheint kaum eine Miene zu verziehen, doch genau diese Trockenheit haucht ihrem Charakter viel Leben ein.

    Schade, dass man kein handlungsreicheres Drehbuch hatte. Über diese große Schwäche kann man leider kaum hinwegsehen, doch dies trübt die kreativ komponierten Bilder in „Adrienn Pál“ kaum.
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    28.07.2010
    23:57 Uhr