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    Ende einer Illusion

    Am Einzelschicksal von Dr. Anberber (Aaron Arefe) wird ein Bogen gespannt von der Entmachtung des äthiopischen Kaisers Haile Selassie 1974 bis zu Gorbatschow und dem Fall der Berliner Mauer 1989. Anberber ist Student in der BRD, geht nach Äthiopien zurück und unterstützt als idealistischer Sozialist anfangs die Revolution von Mengisto. Das erzählt der Film in Rückblenden. Wir sind abwechselnd in Afrika und Deutschland. Dort gibt es viel Folklore und Rituale, hier in Europa wird die Zukunft des Landes intellektuell vorbereitet. Die regierende Arbeiterpartei rekrutiert dort Soldaten, nimmt Hinrichtungen vor und fordert öffentliche Selbstkritik. Als Vorbild dienen Albanien, China und die Sowjetunion. Neben diesen historisch korrekten Handlungsabläufen, gibt es aber noch eine subjektive Entwicklung mit Anberbers großer Liebe Azanu (Teje Tesfahun). Die Verknüpfung der beiden Ebenen erzeugt Spannung, schafft aber auch bisweilen etwas Verwirrung. Detailgenaue Einschübe, die wir leider nur allzu gut kennen sind aufregend, wie z.B. Anberbers Verfolgung durch Rechtsextreme in Berlin. Er wird krankenhausreif geschlagen. Parallel dazu herrscht in Äthiopien der Pöbel der Straße. Neben dem historischen und dem subjektiven Aspekt fallen aber auch typisch afrikanische Facetten auf wie die optisch langen Einstellungen von Landschaften und Sonnenuntergängen und Dialoge, die Sätze enthalten wie ‘Nur das Feuer weiß von meiner Rückkehr.‘
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    26.10.2012
    17:24 Uhr