1 Eintrag
1 Bewertung
45% Bewertung
  • Bewertung

    Der progressive Zar

    Regisseur Siodmak (Die Wendeltreppe, der Rote Korsar) war nach seinem Zwischenstopp in den USA bemüht die Romanze des russischen Zaren Alexanders II. (Curd Jürgens, 45) mit der viel jüngeren Prinzessin Katja (Romy Schneider, 24) in ein historisches Stützkorsett zu kleiden: Attentate schlagen fehl, ein Duell im Schneefall, die Weltausstellung, prunkvolle Paraden, eine neue Verfassung…. Alles wird überstrahlt von der großen Liebe. Die beiden Superstars geben ihr Bestes: er den gönnerhaften, älteren Herrn und sie das bedingungslose Dummchen. Die prunkvolle Ausstattung enthält viel Gold. Es wird das Abdriften der Handlung in eine Schmonzette haarscharf vermieden, was Siodmak noch durch das jähe, unkommentierte Ende des Films betont. Der Zar stirbt kurz und schmerzlos, Katja vergießt ein paar Tränchen. Sie war bemüht das Sissi-Image loszuwerden.
    Das Problem der nicht standesgemäßen Eheschließung mit einer Nebenfrau (‘morganatische Ehe‘) hat das Drehbuch gleich ganz außen vorgelassen. Die Zarin (Monique Mélinant) war zeitnah verstorben und hat dieses juristische Konstrukt erst ermöglicht.
    Ein paar Spitzen hat Drehbuch-Gott Charles Spaak aber verstreut: ‘absolute Macht ist eine Gefahr‘ oder ‘eine Zensur an der russischen Grenze.‘
    Ansonsten keine Zeit zum Entspannen oder zum Bejubeln. Letztendlich ist es doch alles ganz schön traurig. Schön aber traurig.
    8martin_ea7f49f0f3.jpg
    01.04.2024
    12:52 Uhr