Forum zu Flandres

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    Flandres


    Jegliche Spannung gewinnt Bruno Dumont in „Flandres“ durch seine scheinbar unaufdringliche Visualisierung des Alltäglichen. Er lässt sich, wie auch schon bei „La Vie De Jésus“ lange Zeit um in die eigentliche Handlung hineinzufinden, indem er lange und ausgiebig die Lebensräume und –umstände der Charaktere zeigt. Schonungslos und drastisch ist seine Darstellung des bäuerlichen Landleben in Frankreich, doch noch viel härter werden die Bilder des Krieges: Eine Vergewaltigung, eine Kastration und diverse Morde werden ohne Rücksicht auf Verluste auf die Leinwand gebracht. Dies mag sich in der Beschreibung wie ein Seidlscher Exhibitionismus anhören, ist jedoch eine einzigartige Bildsprache des gegenwärtigen Autorenkinos. Dadurch, dass Dumont Dramen im Alltag darstellt, wirkt die zweite Hälfte des Films – der Krieg – ebenso Alltäglich. Emotionlos sind hier alle handelnden Personen, einzig physischen Schmerz scheinen sie wahrzunehmen.

    Wie allen anderen Filmen von Bruno Dumont kann man auch „Flandres“ eine gewisse narrative Lethargie vorwerfen. Auch der Minimalismus der Bilder und der sehr langsame Filmschnitt ist sicherlich nicht jedermanns Sache (geschweige denn von den überaus brutalen Bildern). Wen das nicht abschreckt, sollte ich „Flandres“ ansehen um eine andere und einzigartige Form der filmischen Kriegsdarstellung zu erleben.
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    26.07.2010
    23:58 Uhr