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    Es rütteln die Titanen am Watschenbaum

    Je mehr Episoden es gibt, und je weiter diese von Gareth Edwards Neuinterpretation der Riesenechse aus dem Jahr 2014 entfernt sind, umso weniger ist die Story, die hinter allem steht, noch von Bedeutung. Ein Fehler? Wie man es nimmt. Es kommt vor allem darauf an, unter welchen Beweggründen man für Godzilla x Kong: The New Empire die Lichtspielsäle heimsucht. Wohl weniger, um zu erfahren, wie es nach Godzilla vs. Kong weitergeht.

    Den Plot haben viele schon vergessen. Die auf AppleTV+ veröffentlichte Serie Monarch: Legacy of Monsters siedelt zeitlich zwischen Gareth Edwards Reboot und dem Sequel Godzilla II: King of Monsters, ist also für diesen neuen Streifen relativ irrelevant, mit einer Ausnahme: Die Organisation namens MONARCH rückt dabei in den Fokus – quasi das S.H.I.E.L.D. des MonsterVerse, deren kluge Köpfe in früheren Zeiten schon zur logischen Schlussfolgerung gekommen waren, dass diese Titanen nicht aus heiterem Himmel auf diese alternative Erde gefallen sein konnten. Als Zuseher von der Hohlwelt zu wissen mag kein Fehler sein – in Wahrheit ist es aber völlig egal. Wer hier obendrein als menschlicher Charakter mitmischt, hat auch längst keinen Wiedererkennungswert mehr. Rebecca Hall, Brian Tyree Henry – hatten wir die schon mal? All die Beteiligten sind Platzhalter, nichtssagende Figuren in einem großen Spiel, die nur beobachten können, weil sie machtlos sind, wenn die wuchtigen Riesen Marke Elefant im Porzellanladen nicht mal vor Weltwundern Halt machen und alles in Schutt und Asche legen. Sie tun das auch, wenn sie nichts Böses wollen.

    Godzilla x Kong: The New Empire können auch jene genießen, die sich noch überhaupt kein bisschen in die Materie hineingearbeitet haben, die einfach nur zugeklotzt werden wollen mit üppigen Effekten und so donnernden wie markerschütternd brüllenden Kreaturen aller Art, die in einer Welt leben, die aus Jurassic Park, Avatar und unserer eigenen Welt zusammenmontiert ist und als Hohlwelt im Inneren der Erde existiert. Es ist der feuchte Traum eines Jules Verne oder H. G. Wells, es ist das Shangri La aller Monsterfans, weil dort wüten kann, was immer man sich auch in den Kopf setzt, was dort wüten soll. Es ist Rudyard Kiplings Dschungelbuch in der XL-Dirty-Version und ein Planet der Affen für Gourmands, die sich ohne Lätzchen ans tischebiegende Buffet begeben, das alle Leckereien bietet, auf die man Lust hat.

    Wenn Godzilla, quasi das fleischgewordene Ende der Nahrungskette unter den Titanen, wie ein Hund in seinem Körbchen im römischen Kolosseum sein Nickerchen macht, ist das fast schon eine ungeahnte Zärtlichkeit, eine feine Klinge. Wenn Kong, unter Zahnweh leidend, zum Onkel Doktor aus der Hohlwelt in unsere Hemisphäre krabbelt, um sich von „Ace Venture“-Verschnitt Dan Stevens einer Wurzelbehandlung zu unterziehen, könnte man vermuten, der gemütliche Alltag ist auf Terra eingekehrt, eine durch evolutionären Weltlauf müde gelaufene Koexistenz, bis die nächste Katastrophe heranwalzt. Und das tut sie auch.

    Bühne frei für eine Affenbande, die sich aufführt wie die streitlustigste Gang im Wiener Problembezirk Favoriten, fiese Gesellen mit schiefen Visagen und psychopathischen Blicken, so groß wie Kong, aber doppelt aggressiv, angeführt vom hässlichen – weil Boshaftigkeit muss sich in Hollywood immer auch äußerlich niederschlagen – Scar, der als schlaksiger Orang-Utan dem in der Hohlerde indigenen Volk der Iwi ordentlich mit dem Damoklesschwert droht. Die senden wiederum ein SOS an die Oberfläche – eben dort, wo Godzilla seine Schläfchen macht. So müssen die Echse und Kong gemeinsame Sachen machen, um diese aufmüpfigen Rabauken die Ohren langzuziehen, haben diese doch auch eine legendäre Kreatur im Schlepptau, die Scar gehorcht. Seit dem letzten Teil wissen wir noch (oder wir wissen es nicht mehr): Die Echse und der Affe sind nicht sonderlich gut aufeinander zu sprechen und dulden sich nur, wenn jeder seiner Wege geht. Noch ein Faktor, der Krawall verspricht.

    Zum waschechten Guilty Pleasure wird Godzilla x Kong: The New Empire immer dann, wenn auch noch andere Titanen mitmischen – schuppiges Gewürm, tollwütige Riesenwölfe oder Giga-Seespinnen, die sich in der Tür geirrt haben. Tricktechnisch pulvern diverse Effektfirmen, allen voran Weta FX, den neuesten Stand der Zunft auf die Leinwand, somit wird Adam Wingards Biomasse-Gewitter zum fotorealistischen Animationsfilm, in welchem all die Menschlein, und sind sie auch noch so wiff im Denken und Handeln, gnadenlos erblassen. Mit ihnen geht auch der arg konstruierte Plot in die Defensive. Warum in Gottes Namen eine neu entdeckte Welt wie diese nicht sowieso schon längst jeden noch so ehrgeizigen Forscher auf den Plan gerufen hat, widerspricht auf obszöne Weise der Neugier des Menschen. Und ob die stämmige Echse mit Hang für allerlei Radioaktives nun Tausende Menschen in den Tod befördert, bleibt ein unbeachtetes Detail am Rande, weil Godzilla seit jeher die kataklysmische Katastrophe verkörpert, die unsere Spezies zu Ameisen degradiert.



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    08.04.2024
    18:13 Uhr
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    How to train your Titan

    Exklusiv für Uncut
    Ab 4. April erwachen in den heimischen Kinos wieder die Titanen zum Leben. Unter dem wenigsagenden Titel „Godzilla X Kong: The New Empire“ schlagen sich erneut die bekannte Riesenechse und der Monsteraffe auf der Leinwand. Aber treten sie dabei gegeneinander an, oder spielen sie gar im selben Team? Das verrate ich euch hier selbstverständlich nicht. Eins kann ich jedenfalls sagen: der Spaß ist gigantisch!

    Im nunmehr fünften Anlauf scheinen sie endlich kapiert zu haben, was das Publikum sehen möchte: Riesenkreaturen die sich ordentlich verdreschen. Und davon gibt es hier jede Menge. Die beiden Kinolegenden bilden nur ein kleinen Teil der Riege an unterschiedlichsten Kreaturen die dieses Mal aufeinander losgelassen werden. Der Großteil des Films spielt sich nämlich in der neu erschlossenen Hohlerde ab. Ein CGI-Gewitter ist durch all das selbstverständlich vorprogrammiert, mich hats nie gestört.

    Das ohnehin schon infantile Konzept musste sich dazu stets die Laufzeit mit uninteressanten, eindimensionalen Figuren in abstrusen Geschichten teilen. Die gibt es zwar nach wie vor, nur wirken sie ein wenig in den Hintergrund gedrängt, funktionieren aber dennoch um einiges besser. Ihr Weg strahlt durchgehend ein gewisses Gefühl von Abenteuer aus. Der Lichtblick des Vorgängers „Godzilla vs Kong“, Brian Tyree Henry, bekommt einen famosen Dan Stevens als XXL-Tierarzt an die Seite gestellt. Die Mutter-Tochter Beziehung zwischen Rebecca Halls Figur und dem Iwi-Mädchen bietet mehr emotionale Katharsis als alle vier vorherigen Filme zusammen; und die Geschichte um Maddison (Millie Bobbie Brown), wird dafür endlich fallen gelassen. Sogar Kong bekommt einen Kumpanen in Form des, ebenso wie sein Star-Wars-Pendant, zwangsläufig so getauften „Baby Kong“. Er wird so zu einer wahrhaftigen Hauptfigur. Weiters fehlt ganz einfach ein menschlicher Antagonist, die monströsen Widersacher zentrieren die Geschichte dadurch noch mehr um die Titel-Titanen herum.

    Godzilla verschläft übrigens keineswegs den Film. Sein Versuch sich mit atomarer Energie aufzuladen hinterlässt eine Spur der Verwüstung. Man bekommt seit langem wieder ein Gefühl dafür was die Titanen (trotz Heldenstatus in diesem Universum) eigentlich anrichten; die Perspektive der panischen Bevölkerung am Boden wird gefühlt mehr als zuvor eingenommen. Das Drama und den Terror von„Godzilla: Minus One“ erreicht er natürlich bei weitem nicht, das schien aber ohnehin nie das Ziel gewesen zu sein.

    Zum ersten Mal überhaupt konnte ich mich ganz von jeglicher Logik oder Glaubwürdigkeit loslösen und die Non-Stop-Action einfach auf mich wirken lassen. Und damit hat „Godzilla X Kong“ bei mir das erreicht, was zahlreiche „Fast & Furious“-Fahrten, Transformers-Schlägereien und Monsterverse-Spektakel nie geschafft haben: dass der Spaßfaktor mich diese Dummheit vergessen lässt. Insgesamt schätze ich „Kong: Skull Island“ noch ein bisschen mehr (wohl nicht ganz unvoreingenommen, in der Kong gegen Godzilla Debatte schlug mein Herz schon immer mehr für den Riesenaffen). Was aber die schiere Unterhaltung angeht konnte dieser hier mein Herz erobern.
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    04.04.2024
    12:52 Uhr