Eldritch Advice
Mit „Diabolik Chi Sei?“, im deutschsprachigen Raum etwas plump als „Diabolik ist nicht zu fassen“ tituliert, feiert die „Diabolik“-Trilogie der Manetti Brüder ihr fulminantes Ende. In der Tradition der letzten beiden Filme bildete abermals eines der Hefte der seit 1962 fortlaufenden Comicserie das narrative Fundament dieses Werks. Genauer gesagt, Ausgabe 107 aus dem Jahre 1968. Eben jenem Jahr, in dem „Diabolik“ zum ersten Mal unter der Regie von Mario Bava verfilmt wurde. Ob es sich dabei um einen Zufall oder eine subtile Verneigung vor dem Großmeister des italienischen Kinos handelt, vermag ich nicht zu sagen. Fest steht allerdings, dass der Name des gleichnamigen Comics Programm ist. Schließlich offenbart uns „Diabolik Chi Sei“ endlich „Diaboliks“ Vorgeschichte. Generell haben Antonio und Marco Manetti ein gutes Gespür dabei bewiesen, aus den nahezu 1000 „Diabolik“ Comicheften drei repräsentative Ausgaben auszuwählen, die sich als schlüssige Geschichten für eine Film-Trilogie eignen.
Das aus Diabolik und Eva Kant bestehende Verbrecherliebespaar plant eine weitere Diebestour. Doch aus dem penibel geplanten Coup, die Gräfin Wiendemar um ihre antike Münzsammlung zu erleichtern, wird ein Fiasko. Eine brutale Verbrecherbande kommt ihnen zuvor, erschießt die Gräfin und nimmt die wertvollen Münzen an sich. Gejagt von Diabolik und dem Gesetz, gelingt ihnen das Unfassbare; sie nehmen Inspektor Ginko und Diabolik gefangen. Gefesselt und eingekerkert, stehen sich die beiden Rivalen nun Angesicht in Angesicht gegenüber. Die Situation wirkt aussichtslos, doch Ginko will vor dem drohenden Ende noch ein letztes Geheimnis lüften … Diabolik, wer bist du?
Ein geschickt inszeniertes Finale
„Diabolik Chi Sei?“, versteht es, die Geschichte der in den Vorgängerfilmen etablierten Charaktere gekonnt weiterzuerzählen. Insbesondere die von Monica Bellucci dargestellte Herzogin „Altea di Vallemberg“ kommt hier wesentlich mehr zur Geltung, als dies im zweiten Teil der Fall war, während die Bildschirmzeit von Eva Kant, „Diabolik“ und Inspektor Ginko gerecht aufgeteilt ist. Demgegenüber steht eine angemessene Einführung von interessanten neuen Figuren, bei denen wir die richtige Mischung aus Hintergrundinformationen und Mysterium erhalten. Da der Film sich mit der Hintergrundgeschichte von „Diabolik“ beschäftigt, gibt es ebenfalls Rückblenden. Diese sind erfreulicherweise geschickt platziert und reißen einem nicht aus der eigentlichen Handlung. Im Großen und Ganzen machen die Manetti-Brüder hier alles richtig. Dennoch kann ich es nicht verneinen, dass die Requisiten, Masken, Kostüme und Spezialeffekte etwas reduzierter, um nicht zu sagen billiger, als in den bisherigen Werken wirken.
„Diabolik Chi Sei?“, ist nicht das Meisterwerk, als das ich den ersten Teil dieser Reihe betrachte; muss sich hingegen qualitativ nicht vor dem spannenden „Diabolik - Ginko all'attacco!“ verstecken. Somit sehe ich „Diabolik Chi Sei?“ als einen würdigen Abschluss dieser Trilogie, die all meine Erwartungen übertraf, und generell als einen hervorragenden Film. Das Ende ist mehr als nur zufriedenstellend, aber natürlich nicht definitiv. Dies lässt dem Studio alle Optionen offen, ob sie die Reihe mit derselben Besetzung fortsetzen wollen oder in Zukunft einen Neustart bevorzugen. Persönlich hoffe ich, dass die „Diabolik“-Trilogie auch weiteren Figuren aus der reichen Comicgeschichte Italiens Tür und Tor öffnet. Mit „Dampyr“ (2022) wurde diesbezüglich ja schon ein weiterer Schritt getan.