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63.8% Bewertung
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    Gelungene Fortsetzung

    Wer die beiden anderen "Equalizer" gesehen hat, wird auch von Teil 3 begeistert sein:
    Ein schönes (durchaus blutiges) Märchen, in welchem im Gegensatz zur traurigen Realität das Gute über das Böse siegt - und das tut so richtig gut.
    24.09.2023
    08:43 Uhr
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    Pasta all’ assassina

    Exklusiv für Uncut
    In „The Equalizer 3“ schickt Antoine Fuqua erneut Denzel Washington als stillen Rächer gegen die Bösesten der Bösen ins Rennen, und liefert damit wie erwartet einen soliden Actionthriller ab.

    Nachdem er bei einem Job verwundet wird, landet Robert McCall an der italienischen Amalfiküste. Doch selbst hinter dieser trügerischen Idylle sind dunkle Machenschaften am Werk und bald legt er sich mit niemand geringerem als der Mafia an…

    In Teil 1 bekam er es mit russischen Gangstern zu tun, in der Fortsetzung mit korrupten Agenten aus den eigenen Reihen. Irgendwie scheint es dann fast logisch, dass als (End?-)Gegner dieses Mal die vielleicht bekannteste aller Verbrecherorganisationen als Widersacher dient. Und die wird nach allen Regeln der Kunst dezimiert.

    Die Konfrontation mit seiner eigenen Sterblichkeit hätte durchaus einen interessanten Blickwinkel geboten, wird aber dann nicht weiterverfolgt. Das braucht es aber schlicht nicht. Was zählt, ist richtig bösen Menschen richtig schlimme Dinge anzutun. Denn das macht einfach Spaß. Wie zuvor gibt es ganz klar Gut und Böse und irgendwo dazwischen steht Robert. Die Bösen sind wieder derart böse, dass man nicht einmal hinterfragt, was er mit ihnen vor haben mag. Ohne Graubereiche, ohne moralische Skrupel. Die Gewalt wird diesmal deutlich brutaler und deutlich atmosphärischer dargestellt, wozu auch der Score entscheidend beiträgt. Dazu im Kontrast steht die malerische Kulisse der Stadt, da kommt richtiges Urlaubsfeeling auf (Aber mal ganz ehrlich, man muss schon besonders viel falsch machen, um eine italienische Küstenstadt schlecht einzufangen).

    Was ein wenig fehlt, beziehungsweise erst zu spät offenbart wird, ist der emotionale Anker bestimmter Bezugspersonen. Im Auftakt wollte er eine Freundin beschützen, in der Fortsetzung eine rächen. Hier bekommt er eine junge CIA-Agentin an die Seite gestellt (solide verkörpert von Dakota Fanning), die durchaus sympathisch aber lange erzählerisch irrelevant rüberkommt.

    Mir hat der Film schlussendlich genau das gegeben, was ich von ihm wollte. Ich bin überzeugt wer sich von den ersten beiden Teilen hat mitreißen lassen, der wird auch hier auf seine Kosten kommen. Dennoch kann man ihn sich auch getrost als Neuling anschauen. Frei nach einem der Charaktere also die Frage, ob der Film gut oder schlecht ist. Ich bin auch nicht sicher, aber würde man sich die Frage nicht überhaupt nur bei einem guten stellen?
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    02.09.2023
    17:21 Uhr
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    Bösen Menschen Böses tun

    Bei Terry Pratchett gibt es einen literarischen Moment, da will Gevatter Tod seine Profession an den Nagel hängen. Was, wenn der Sensenmann seine Seelen nicht mehr holt? Darf die Ratte dann dessen Arbeit verrichten? Und wenn nicht die Ratte, dann Denzel Washington? Wobei sich Gevatter Tod vielleicht darüber echauffieren könnte, dass ihm einer wie Robert McCall so dermaßen den Rang abläuft –entsprechend radikal geht der Equalizer ans Werk. Der Tod ist ein gerechter Mann, heißt es anderswo auch. Hier allerdings ist Gerechtigkeit etwas, die mit Gut und Böse zu tun hat. Und so ist dieser auf Erden wandelnde Beschützer der Witwen und Waisen nur darauf aus, sich ein Plätzchen zu suchen, an welchem er vielleicht in Frieden sterben kann. Umgeben von netten Leuten, die seine ultrabrutale Auffassung von Ordnung nicht zu fürchten brauchen, da sie so weißwestig sind wie Unschuldslämmer.

    Diesen Ort findet McCall in dem äußerst malerischen, italienischen Städtchen Altamonte (das de facto natürlich nicht existiert und aus diversen architektonischen Elementen der Besiedelungen an der Amalfiküste zusammengesetzt wurde) seine innere wie äußere Ruhe und frönt alsbald einer peniblen Regelmäßigkeit des Alltags, nachdem er bereits im entfernten Sizilien eine Spur der blutigen Verwüstung durch ein Weingut gezogen hat. Schon in der ersten Szene führt eine gschmeidige Kamerafahrt an brutal hingerichteten Leibern vorbei, die in schwarzrotem Körpersaft tümpeln. Wer sowas anstellt, könnte ein Psychopath reinster Güte sein. Einer, der Spaß am Meucheln hat. Kennt man aber Denzel Washington, und weiß, wofür er all das Blut verspritzt, lässt man den Psychopathen vielleicht außen vor und billigt ohne Zaudern, wenn diverse Küchenutensilien ihren Weg in die Köpfe böser Buben gefunden haben. Doch das alles – all die unschönen Momente – sind angesichts eines mediterranen Kitschs fürs Reiseprospekt für potenzielle Italienurlauber längst vergessen. Der Equalizer muss schließlich auch selbst genesen, denn ganz unverletzt ist auch er nicht aus der Sache herausgekommen. Wie es aber bei einem Action-Franchise meist zugeht, wartet der nächste Ärger gleich um die Ecke und braust mit schwer brummendem Zweirad heran: Die Schlägertrupps der verhassten Camorra – einem Verbrechersyndikat, so verwoben mit Italien wie ein Pilzgeflecht mit dem Waldboden. Schwer auszumerzen – meist ist es besser, sich damit zu arrangieren.

    Nicht aber bei Denzel. Der sieht sofort, dass die unguten Jungs auch nach höflicher Aufforderung seinerseits keine Ruhe geben werden – finster und gnadenlos genug stellt Antoine Fuqua sie auch in Szene, damit die Wut und der Hass des Zuschauers für all die Verbrecher schnell genug die rote Linie erreicht. Und wieder wird das Bauchgefühl der Vergeltung mobilisiert, wie es bei Filmen über Selbstjustiz meist der Fall ist. Wo, wenn nicht im Kino, darf das Gefühl der Satisfaktion angesichts reueloser Bestrafung auch ausgelebt werden? Und je perfider und diabolischer das Böse ist, umso schärfer darf die Sense schwingen – und zwar schön sichtbar für die Kamera, denn Ballern mit dem Kaliber ist längst was für schlipstragende Versteckspieler, zu denen Denzel Washington eben nicht gehört, denn für ihn ist der Angriff die beste Verteidigung.

    Für seinen dritten Akt setzt ihn Fuqua als einen im Schatten wandelnden Todesengel in Szene, der allein schon mit seinen Blicken anderen signalisiert, dass die Tage gezählt sind. Der Tod trägt schwarz, spricht im Flüsterton, stiert den Sterbenden an, so, als würde er ihm Absolution erteilen. Doch die Hölle braucht nachher nicht zu warten – der Equalizer erteilt sie an Ort und Stelle. Mit Brechstange, Schürhaken, Messer und sonstigem Hausrat. Natürlich auch mit Projektilwaffen, denn alles andere wäre zu sehr Michael Myers. Equalizer 3 – The Final Chapter schnauft dabei deutlich mehr als die vorhergehenden beiden Teile. Die Sehnsucht nach Ruhe lässt den letzten Akt auf gemächliche Weise zur Gewaltbereitschaft auffahren, eine im Hintergrund vernetzte CIA-Story soll einem ansonsten sehr banalen Plot etwas mehr Pepp verleihen, Dakota Fanning die Frauenquote erfüllen. Denn wenn ein Mann nur Männer murkst, könnte es langweilig werden.

    Und das wird es auch. Das Farewell für den Gutmenschen-Psychopathen ist der schwächste Teil der Reihe, hat nebst den obligaten superbrutalen Einsprengseln weit weniger Augenzwinkern zu bieten als ein John Wick, der aber schließlich nur die eigene Ruhe sucht, und nicht die der anderen. Der Equalizer ist ein unbarmherziger Samariter, der den Bösen Böses tut, als gäb‘s kein Morgen mehr. Wenn aber schon das Psychogramm einer kaputten Killerseele die Massen straflos ins Jenseits befördert und durchaus ambivalent auftritt, wäre das Wühlen im Film Noir wünschenswert gewesen; wäre es an der Zeit gewesen, dass sich McCall ein bisschen mehr die Zähne ausbeißt an einem Gegenüber, dass ihn fordert. Da der Meister nicht gefunden wird, bleibt das glückliche Märchen eines Schlächters richtiggehend schal, weil das Salz in der Blutsuppe fehlt. Jenes, dass der wahre Tod vielleicht gestreut hätte, denn das Niedermähen ist immer noch sein Job. Und nicht der eines jeder Richtbarkeit erhabenen Moralmörders.




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    01.09.2023
    16:53 Uhr