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55% Bewertung
  • Bewertung

    beklemmend

    Von Susanne Jensen und Franz Rogowski herausragend gespielt, dazu atmosphärisch beeindruckende Musik und Bilder. Aber irgendwie hat mich die Geschichte trotzdem nicht gepackt. Es baut sich immer mehr Spannung auf Richtung vorhersehbar schlechtes Ende, aber für mich wirkten einige Aspekte (wie zB die schnell eingeblendeten Bilder/Visionen) eher bemüht. Insgesamt kam mir der Film jedenfalls viel länger vor, als er eigentlich war. Beklemmender Film, nicht für jeden.
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    01.05.2022
    11:58 Uhr
  • Bewertung

    Zwischen Bergidyll und Wahnsinn

    Exklusiv für Uncut von der Diagonale
    Maria (Susanne Jensen), eine fanatisch religiöse Mutter, lebt mit ihrem geistig beeinträchtigen erwachsenen Sohn Johannes (Franz Rogowski) isoliert auf einer Hütte hoch in den Bergen. Der Tagesablauf besteht aus akribisch verinnerlichten Gebetsritualen und der Aufzucht von Greifvögeln. Kontakt besteht nur zur örtlichen Tierärztin und zum weit entfernt wohnenden Nachbarn, der die zwei Eremiten mit Benzin für ihren Stromgenerator versorgt. Doch als die Kettensägen im Wald ertönen und die Vermessungsdrohnen bedrohlich über der Alm kreisen nimmt das Unheil seinen Lauf.

    Nach „To the Night“ entführt Regisseur Peter Brunner das Publikum erneut in die Psyche gequälter Seelen und gibt uns ein ungeschöntes und unangenehmes Bild einer isolierten und exzessiven Mutter-Sohn-Beziehung. Die schauspielerischen Leistungen der sichtlich gezeichneten Mutter sowie des an Kaspar Hauser erinnernden Sohnes sind besonders hervorzuheben und lassen einen unmöglich unberührt. Das wiederkehrende Spiel zwischen den hochtechnisierten Drohnen und der in Bescheidenheit lebenden Familie zeigt einen Kontrast und Konflikt der Lebensweisen, welcher größer nicht sein könnte. Durch schockierende, albtraumhafte Visionen verschwimmt die Grenze zwischen Realität und Wahnsinn. Atmosphärisch baut der Film durch gezielt eingesetzte Musik und düstere Bilder eine bedrückende Stimmung auf. Einzig bleiben die Fragen eines warum und wie unbeantwortet – warum kann die Mutter ihren Wahn derart ausleben und sich und ihren Sohn trotz - wenn auch spärlichen - Kontaktes von außen, derart verwahrlosen lassen? Wie überlebt die Familie – von welcher Nahrung? Zumindest die zweite Frage hätte man im Film beantworten können. Die im Film immer wieder gestellte Frage „wo wohnt der Teufel“ lässt nach dem Abspann jedoch genug Raum zur Interpretation.

    Luzifer ist ein düsterer Sog, der die Zuschauer*innen einerseits in den Wahn einer Mutter und andererseits in die Bedrohung der Zivilisation zieht und nicht mehr loslässt. Das immer lauter werdende brummen der Drohnen, die immer engere Schlaufe, die sich um das von der Mutter ersponnene Familienidyll zuzieht, führt schlussendlich zur unausweichlichen Katastrophe. Ein sperriger, unangenehmer Film mit bedrückend-dichter Atmosphäre und atemberaubenden Bildern zwischen Bergidyll und Wahnsinn. Umso erschreckender, wenn man bedenkt, dass der Film lose auf wahren Begebenheiten basiert.
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    18.04.2022
    11:04 Uhr