Forum zu Macbeth

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    Königsmord

    Unter den etwa 20 Verfilmungen des Theaterstückes von William Shakespeare ist die von Roman Polanski wohl die beste: ein Klassiker im doppelten Sinne. Nicht nur weil sie ganz eng am Text der Vorlage angesiedelt ist. So bekommt man viel von der Schönheit der Sprache des Engländers mit (Bilder, Diktion etc.); auch nicht, weil sie viel actionreiche Unterhaltung bietet, wie die Eroberung einer Burg und Bären und Rottweiler als Deko einsetzt, sondern weil dieser Film als Ganzes eine blutrünstige Atmo zeigt, die genau wie die unzähligen Details (Rolle des Porters als nächtlicher Türöffner) im Sinne Shakespeares ist. Und zu alledem eine Parabel von machiavellistischer Machtgier bietet, die zum Scheitern verurteilt sein muss. Ganz nebenbei laufen unvergessliche Zitate wie ‘Blut fordert Blut‘ oder ‘Macbeth tötet den Schlaf!‘
    Bereits die Eröffnungsszene mit den Hexen (u.a. Maisie MacFarquhar) ist an genialer Eindringlichkeit kaum zu toppen und wird später doch noch verstärkend fortgesetzt. Welches Medium kann Albträume, Zauberei und Erscheinungen besser optisch umsetzen als der Film?
    Bevor es zum finalen Schwertkampf zwischen Macbeth (John Finch) und Macduff (Terence Bayler) kommt, dessen Frau und Sohn Macbeth ermorden ließ, geht es um die beiden Prophezeiungen, die die Unbesiegbarkeit des Bösewichts belegen sollen: ‘Kein Mann, den je ein Weib gebar, bringt deine Herrschaft in Gefahr‘ und ‘Fürchte nichts bis Birnams Wald kommt her nach Dunsinane.‘ Das Unmögliche wird aber Wirklichkeit. So kann man die Klassik für ein weites Publikum öffnen.
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    27.04.2019
    10:03 Uhr