Forum zu An Deiner Schulter

Wie oft ist man verärgert oder voller Vorurteile, auch wenn man nicht die ganze Geschichte kennt? "The Upside of Anger" wurde einfach ins Deutsche "An deiner Schulter" umbenannt. Leider geht da etwas an der Botschaft verloren und ist ein bisschen irreführend. Nichtsdestotrotz hatte "An deiner Schulter" ein überraschend gutes Drehbuch und Charaktere, die sich stetig weiterentwickelt haben. Joan Allen, mit ihrer außerordentlich guten Charakterdarstellung trägt den Film größtenteils, ohne sie würde die Seele des Films fehlen. Erwähnenswert ist auch noch Kevin Costner, den man natürlich auch nicht außer Acht lassen darf. Der Film ist witzig, traurig und ärgerlich zugleich. Wie das wirkliche Leben eben. Es ist eine richtig gute Mischung mit der richtigen Würze. Das Ende, was man auch davon halten mag, ist eine ganz eigene Geschichte. Diese verleitet dazu, sich den Film noch einmal, nur mit diesem Wissen, noch einmal anzusehen.

Der deutsche Titel klingt wie die ‘Flaschenbotschaft‘ von 1999. Wozu ist eine Schulter schon da? Zum Anlehnen oder Ausheulen. Ersteres tut Denny (Kevin Costner) hauptsächlich, letzteres eher Terry (Joan Allen). Die Verlassene hat vier Töchter, die in ihrer späten Pubertät für ganz schön viel Wirbel sorgen.
Denny und Terry hängen beide an der Flasche (‘Trinkkumpane‘). Das vorhersehbare Familiendrama kommt mit manch realistischer Komik daher. Gelegentlich muss Mutter Terry auch mal ein ernstes Wörtchen mit ihren Süßen reden, die sich von ihr ungeliebt fühlen, vom Vater verlassen wurden und von den Jungs nicht gerade hofiert werden. Die ganz unterschiedliche Entwicklung der vier Grazien Andy (Erika Christensen), Emily (Keri Russell), Hadley (Alicia Witt) und Lavender (Evan Rachel Wood) läuft parallel zur Annäherung der beiden ‘Oldies‘. Terry zickt ein bisschen rum, bietet Denny schon mal ganz progressiv einen ‘Fick‘ an, der aber buchstäblich in die Hose geht. Aber Dennys ruhige, bedächtige Art wird letztendlich von Erfolg gekrönt. Und beide bekommen natürlich das Alkoholproblem in den Griff.
Zuvor war Headley noch schwanger geworden und musste heiraten, Andy bekommt einen Job und den Produzenten als Zugabe, Emily möchte Tänzerin werden und Lavender verliebt sich in einen Schwulen.
Ein durchaus zeitgemäßes Familienbild, das Terrys Verlassenwordensein durch eine Überraschung aufklärt. Das fällt nicht weiter ins Gewicht. Der oberflächliche Ärger ist längst verflogen. Die Probleme auch. Mittelmäßige Unterhaltung, weder gut noch schlecht.

Muss sagen, ich war wirklich positiv überrascht, wie gut Kevin Costner hier spielt. Definitiv Mut zur Hässlichkeit! Bierbauch, unrasiert, nicht gerade der Traum aller Frauen kommt er hier aber auch wieder sehr sympathisch als alternde Sportlegende rüber. Die schöne Nachbarin hat 3 Töchter und viele Probleme. Kevin ist zur Stelle und will helfen, auf seine unvollkommene Art und Weise eben. Kein Überdrüber-Typ, sondern ein Mensch, der auch hilflos gegen die Tücken des Lebens ist und eben manchmal einfach eine Schulter anbietet zum Anlehnen ... oder Draufhauen. ;-)
Joan Allen hat mit dem Problem zu kämpfen, vom Mann ohne Worte sitzengelassen zu werden und darf sich jetzt noch zusätzlich mit 3 Töchtern auch herumschlagen, die dieses Verlassen natürlich jede auf ihre Art zu verarbeiten versucht.
Familiendrama, Familienfilm, Liebesfilm - alles in einem, manchmal wirklich traurig, dann wieder sehr komisch - ein sehr guter Film!