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    Der heilige Fernando

    Zumindest nach dem Anschauen des Films weiß der Zuschauer, dass ein Ornithologe was mit Vögeln zu tun hat: Geier, Störche, Haubentaucher etc. Dieser Fernando (Paul Hamy), (Joao Pedro Rodriges: Regie, Drehbuch und eine Hauptrolle) paddelt allein durch eine menschenleere Gegend in Norden der iberischen Halbinsel. Dabei erlebt er zahlreiche Abenteuer, die den Zuschauer an die Vita des Heiligen Antonius erinnern sollen. Zwei sadistischen bzw. fundamentalistischen, chinesischen Lesben, die nach Santiago pilgern wollten, kann er entkommen. Die wollten ihn kastrieren. Einen schwulen Ziegenhirten ersticht er und eine Gruppe Amazonen (oben ohne) weist ihm den Weg. Sie nennen Fernando plötzlich Antonius. (Ein Wunder!)
    Er predigt mal den Fischen (sic!), sieht eine weiße Taube in seinem Zelt, trifft am Ende auf den Bruder des erstochenen Ziegenhirten, der einen Blutsturz erleidet, aber nichtsdestotrotz mit ihm Hand in Hand in eine Stadt wandert (2. Wunder!). Im Beipack wird an das Leben des Heiligen Antonius von Padua erinnert. Selbst bei längeren, angestrengten Nachforschungen ist kein vernünftiger Zusammenhang auszumachen. Und selbst für Bewanderte in hagiographischen Werken, ist es unmöglich aus diesem kryptischen Konglomerat einen Sinn herauszulesen. Drum kann es nur um Nachempfinden nicht um Nachvollziehen gehen. Und das gelingt auch nur, wenn man auf nackten, männlichen Genitalien steht. Ein Film fürs Schwulenfestival. Bestenfalls, wenn man den Schwulen damit nicht Unrecht tun würde. Bleiben nur die schönen Naturaufnahmen. K.V.
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    01.10.2019
    10:35 Uhr
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    Spirituelles Blair Witch-Project im Dickicht Portugals

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Man nehme einen feschen Ornithologen, setze ihn mit Outodoor-Ausrüstung & Kajak in eine Umgebung wie aus einer „Universum“-Doku über Portugals unberührteste Wälder (minus der bedeutungschwangeren Sprecherstimme & Musik) und sehe zu was passiert.

    So einfach & klar beginnt dieser Film.

    Aber nix da. Der forschende Feschak verschaut sich beim Vogelbeobachten, gerät in Stromschnellen & unter Wasser, worauf eine verwirrende Serie eigenartiger Begegnungen folgt.
    Und schon ist es aus mit der Klarheit.
    Erst denkt man noch, die beiden chinesischen Santiago-Pilgerinnen sind tatsächlich seine Rettung, aber als er tags darauf kunstvoll verschnürt an einen Baum gehängt vor deren Zelt erwacht, wird dem Zuseher klar, dass die Geschichte offenbar eine ganz andere Richtung nehmen soll. Die Handlung macht die eigenartigsten Rösselsprünge, aber Unschlüssigstes wird hier schlüssig erzählt und ist dabei immer auch schön anzusehen.
    Wie üblich hat man bei derlei Filmen zwei Möglichkeiten: man versucht jedes einzelne Symbol zu entschlüsseln (und verzweifelt dabei ähnlich schnell wie das tuschelnde Paar neben mir: „Warum macht er jetzt das?“, „Ist das jetzt derselbe wie in der Szene am Fluss ? Oder ein Alter Ego?“) oder man gibt sich ganz in die Hände des Regisseurs.

    Dass es sich bei dem Film um eine Paraphrase auf das Leben des Antonius von Padua handelt, das merken – mit Verlaub – ohne Vorinformation maximal Theologen & routinierte Hagiographen (wobei sich die wohl kaum in einem Film verirren wo Antonius sich mit dem Alter Ego des Messias nackt am Flussufer balgt.). Aber dies zu durchschauen verlangt der Autor wohl auch nicht, ich vermute dieses Nüsslein hat er Exegeten & Filmanalytiker zugedacht. Uns Normalverbrauchern hingegen hat er ein funkelndes Arthouse-Labyrinth vorgelegt, an dem man durchaus große Freude haben kann.
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    25.10.2016
    07:46 Uhr