Exklusiv für Uncut vom Fragments Film Festival
An einer Tankstelle streiten sich der Amerikaner Michael Dunn und der afroamerikanische Teenager Jordan Davis über die zu laute Rap-Musik (oder „thug-music“ wie sie Michael nennt) in Jordan’s Auto. Plötzlich zieht Dunn eine Waffe und schießt den 17-jährigen tot. Vor Gericht beteuert er jedoch, dass er aus Notwehr gehandelt habe.
Der Film beginnt im Gerichtssaal und nach und nach wird der Tathergang rekonstruiert. Somit weiß selbst der Zuschauer nicht, welcher Geschichte er glauben soll: War es wirklich Mord, oder hat sich Dunn tatsächlich nur verteidigt? Nüchtern und trocken wird die Tat aufgerollt, es wird nichts beschönigt, sodass man das Gefühl hat ein dokumentarisches „Courtroom Drama“ anzuschauen. Außerdem thematisiert Regisseur Marc Silver den immer noch schwelenden Rassismus in Amerika, die mangelhaften Waffengesetze sowie die Fehler im US-Justizsystem.
„3 ½ Minutes, 10 Bullets“ erinnert leicht an „To kill a mockingbird“ (Wer die Nachtigall stört) da hier das Gerichtsverfahren ebenfalls von Vorurteilen und Rassismus geprägt ist. Der Angeklagte ist ein Weißer, das Opfer ist afroamerikanischer Abstammung, da ist es nicht weiter verwunderlich, dass Aufregung in der Bevölkerung herrscht. Die Afroamerikaner wollen Gerechtigkeit für Jordan Davis, doch selbst der Richter wie auch die Geschworenen sind sich nicht einig ob Michael Dunn vielleicht nicht doch unschuldig ist. Obwohl seine Geschichte über die Notwehr sehr an den Haaren herangezogen wirkt. Dieser Film zeigt, dass Gerechtigkeit womöglich doch nicht so objektiv ist, wie es eigentlich sein sollte. Und wie sehr Vorurteile die Entscheidung von Menschen über Schuld oder Nicht-Schuld beeinflussen können.
Das einzige Problem, das Leute mit diesem Film haben könnten, ist, dass er an manchen Stellen etwas langatmig wirkt und vor allem in der Mitte eher langsam voranschreitet.
