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    Letters from Antónios

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2016
    Regisseur Ivo M. Ferreira präsentiert auf der diesjährigen Berlinale ein Kriegsdrama in Schwarz-Weiß, das besonders durch sein fabelhaft geschriebenes Drehbuch überzeugt.

    Militärarzt António (Miguel Nunes) arbeitet in einem Lager in Angola, Afrika. Sein Alltag besteht daraus, Soldaten zu behandeln, Wunden zu versorgen und Briefe an seine schwangere Frau in Portugal zu schreiben. Diese Briefe sind das absolute Herzstück des Films, jedes Wort ist geprägt von einer tiefen Sehnsucht nach der Geliebten und ihrem gemeinsamen, noch ungeborenen Kind. Diese Briefe sind sowohl Kriegsberichte, als ein Tagebuch genauso wie ein Liebesgeständnis, António lässt hier wirklich all seinen Gefühlen völlig freien Lauf. Er zitiert aus der Literatur, schreibt Gedichte, erzählt von der Bevölkerung in Angola, von seiner Arbeit als Arzt und vom täglichen Horror des Krieges. Der Film basiert auf einem Briefroman von António Lobo Antunes, der in den siebziger Jahren beim portugiesischen Kolonialkrieg in Angola stationiert war.

    Die Briefe in „Cartas da guerra“ sind fabelhaft formuliert, man merkt genau, dass António wusste, wie man mit Worten umgehen muss. Sie geben einen realistischen Einblick in die Kriegssituation, berühren den Kinozuschauer, bringen ihn sogar manchmal zum Lachen. Der Inhalt jener Briefe wird über ein Voice-Over mit der Stimme von Antónios Frau vorgelesen, während sich gleichzeitig das Leben in Angola auf dem Bildschirm abspielt. Manchmal gibt es auch Szenenwechsel nach Portugal, wo wir kurz Antónios Frau sehen und etwas von ihrem Leiden mitbekommen. Mit diesem Film entwirft der Regisseur und zugleich auch Drehbuchautor einen fabelhaften poetischen Essay, dessen Zeilen einem auch nach dem Film noch lange in Erinnerung bleiben werden. Mein persönliches Lieblingszitat war „Dieser Krieg hier macht uns alle zu Insekten, die ums Überleben kämpfen“.

    Aber meiner Meinung nach reicht ein gutes Drehbuch allein nicht dazu aus, einen guten Film zu machen. Auch wenn die Zeilen wunderschön waren, war die gesamte Geschichte jedoch eher träge und nicht abwechslungsreich. 105 Minuten lang wurde nämlich immer wieder dasselbe gezeigt: Antónios’ Frau liest einen Brief vor und währenddessen spielt sich die Handlung in Angola ab. Diese Formel wurde mit der Zeit etwas langweilig.

    Irgendwann hat der Film leider seine Spannung verloren und konnte mich nicht mehr emotional fesseln.
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    15.02.2016
    22:13 Uhr