DVD/Blu-Ray

„Someone is missing“. Diese wenig beschreibende Tagline ist zugleich Zündung der Story: US-Marshall Teddy Daniels (Leonardo DiCaprio) und sein neuer Partner Cuck Aule (Mark Ruffalo) müssen die entflohene Patientin einer Nervenheilanstalt auf Shutter Island, einer abgelegenen Insel scheinbar im Nirgendwo, finden.

Der Film eröffnet mit der Ankunft einer Fähre auf Shutter Island. Ein aufziehender Sturm macht das Szenario der kahlen, felsigen Insel noch unheimlicher. Der bedrohliche Score lässt sofort an das Gothic-Noir-Genre denken. Die erste Sequenz verspricht etwas, was der Film auch halten wird: Dies ist ein Horrorfilm, jedoch einer, der voller (film)historischer Referenzen steckt und zu den kreativeren Horrorangelegenheiten aktueller Hollywoodproduktionen gehört.

Martin Scorsese hat Leo DiCaprio zuerst zu einem ernstzunehmenden („Gangs of New York“), dann zu einem ausgezeichneten Schauspieler („The Aviator“, „The Departed“) gemacht. Mit „Shutter Island“ darf man nun wieder die von Film zu Film neu gestellte Frage aufwerfen, ob dies vielleicht die beste Performance eines DiCaprio bis dato ist. Im Laufe der Handlung entpuppt sich der anfangs scheinbar plumpe US-Marshall zu einem komplexen und geheimnisvollen Protagonisten. Hier darf DiCaprio sämtliche Facetten seines Könnens zeigen.

Mark Ruffalo, Michelle Williams, Max von Sydow und Ben Kingsley sind auf dem Papier stark wirkende Namen, werden jedoch von Scorsese leider stark unterfordert. Dies ist keine Ensembleleistung wie „The Departed“, sondern DiCaprios One-Man-Show.

„Cape Fear“ liegt bereits lange Zeit zurück und man kann sich freuen, dass Scorsese wieder zum Horror-Genre gefunden hat. „Shutter Island“ ist eine brillante Mischung aus Filmzitat und Innovation – dass hierbei das Standart-Scorsese-Team über Cutterin Thelma Schoonmaker bis zu „Casion“-DOP Robert Richardson natürlich viel beitragen, ist selbstverständlich.

Wenn Robert Richardson als Director of Photography in den Credits steht, darf ein visuelles Meisterwerk erwartet werden. In Kombination mit Scorsese hat Richardson seine schönsten Bilder komponiert: „Casino“, „The Aviator“ und nun „Shutter Island“. Farbkompositionen und Belichtungen sind wunderschön und, in bester Richardson-Manier, immer einen Hauch zuviel des Guten. Richardsons Stil - überhelle Spitzlichter, stechend-unnatürlich-klare Farben - ist immer einen Blu-Ray Kauf wert und so auch in diesem Falle. Die visuell spektakulären Szenen (insbesondere die Träume und Erinnerungen, die der Protagonist im Laufe der Handlung hat) sind ein wahrer Blu-Ray-Genuss, doch leider sind viele Innenszenen auf dieser Blu-Ray nicht so klar und stechend scharf wie so manche andere. Woran dies liegen könnte ist schwer zu sagen, doch auch dieses kleine Manko fällt nur dem übersensiblen Blu-Ray-Konsumenten auf.

Soundanlage aufdrehen! Die „Shutter Island“ Blu-Ray ist ein akustischer Hochgenuss. Die Tonebene des Films war im Kino bereits auffallend brillant: Natürliche Wetter- und Umgebungssounds sind hier sehr gekonnt eingesetzt und erzeugen eine wunderbare Horrorstimmung, wie man sie in Hollywood-Produktionen heutzutage leider immer seltener findet. Zu Hause macht dies, egal ob professionelle Soundanlage oder doch nur die integrierten Fernsehlautsprecher, ebenfalls viel Spaß.

Das Bonusmaterial ist leider, vor allem für eine Blu-Ray, eher bescheiden. Das 17-minütige Making-Of beinhaltet zwar nette Interviews mit Scorsese, DiCaprio und Co, ist jedoch für einen so komplexen Film mit so vielen (film)historischen Referenzen wie „Shutter Island“ zu wenig ausführlich. Diverse Aufnahmen vom Set sind zwar nett anzusehen wie immer, befriedigen jedoch den Making-Of-Süchtigen Blu-Ray-Konsumenten von heute keineswegs. Als weiteres Extra ist auf der Disc ebenso eine Dokumentation über die Geschichte der US-Psychiatrie zu finden. Hier berichtet ein renommierter Psychiater über seine Profession sowie über seine Funktion als wissenschaftlicher Berater bei „Shutter Island“. Spannend, jedoch keineswegs ein must-see.

Eine technisch gut gemachte Blu-Ray, deren Stärke vor allem der Sound ist, macht immer wieder großen Spaß, vor allem wenn es sich dabei um einen so tollen Film wie „Shutter Island“ handelt, den man mehrmals sehen kann (und muss). Die Extras sind zwar mehr als schwach und keineswegs diesem Film würdig. Trotzdem darf die Empfehlung für die Blu-Ray ausgesprochen werden - In diesem Fall sollte man Bild und Ton einfach in diesem Medium erleben.