DVD/Blu-Ray

Das weiße Band
DVD Cover
Label: Warner/
X Verleih AG
VÖ-Termin: 05.03.2010
Kauf-Blu-Ray
Laufzeit: 144 Minuten
Freigabe: ab 12
Ländercode: B
Bildformat: Formatbeispiel auf einem 16:9 Fernseher
Medientyp: BD 50
Verpackung: Keep-Case
   
EAN Code:
5051890013354

Blu-Ray-Kritik von
Heimo Reisenhofer-Graber
heimo
Film
Mein erster Eindruck war eher ein Werk Lars Von Triers zu sehen, und nicht den neuen Film von Michael Haneke. Die Erzählstruktur gleicht einem „Dogville“ oder „Manderlay“, doch dadurch, dass Haneke keinen unbeteiligten Erzähler, sondern einen seiner Hauptdarsteller die Geschehnisse erklären lässt, ist der Zuseher noch näher an den Protagonisten. Der Herr Baron, gefürchtet und geachtet von den Bauern, da sie finanziell abhängig sind, ist neben dem Herrn Pfarrer und dem Herrn Doktor das Oberhaupt des Dorfes. Sympathie kann man für keinen dieser Herren empfinden. Der Baron genießt die Macht, die er über ein ganzes Dorf ausübt, und so gibt es natürlich zahlreiche Neider, die zum Beispiel seinen Sohn misshandeln, oder eine seiner Scheunen niederbrennen. Der protestantische Pfarrer, der seine Kinder bei Ungehorsam mit der Rute züchtigt, und ihnen ein weißes Band als Zeichen der Unschuld um den Arm bindet während er seinen ältesten Sohn nachts ans Bett festbindet, damit dieser nicht seine körperlichen Bedürfnissen befriedigt, kann wohl auch nicht als liebender Vater bezeichnet werden. Doch der Herr Doktor weiß noch eines draufzusetzen. Seine Frau ist schon vor Jahren gestorben, so benutzt er seine damalige Geliebte, die Hebamme des Dorfes, als Haushälterin, Arztpraxisgehilfin und Haushure. Das obwohl er sie verabscheut und hasst, und ihr dies bei jeder Gelegenheit auch zu verstehen gibt. Frauen haben zu dieser Zeit aber kaum Möglichkeiten, aus dieser von Männern beherrschten, stumpfsinnigen Welt zu fliehen, und da die Hebamme auch noch einen vermutlich vom Doktor gezeugten behinderten Sohn pflegt, dem später von Unbekannten die Augen ausgestochen werden, sind ihr die Hände gebunden, denn der Hausherr sorgt zumindest finanziell für die Familie. Die älteste Tochter des Herrn Doktor ist das einzige Kind, welches nicht „Herr Vater“, sondern „Papa“ sagt. Was zunächst wie eine für unsere Zeit recht normale Vater-Kind-Beziehung wirkt, stellt sich später als widerwärtiger Missbrauchsfall heraus. Um als Zuseher nicht in Fassungslosigkeit zu versinken, wird die Geschichte aus der Sicht des jungen Dorflehrers erzählt. Zwischen ihm und dem Kindermädchen des Herrn Baron entwickelt sich langsam eine aufrechte Liebe, die für kurze Zeit der brutalen Geschichte durchaus schöne Momente verleiht. Als der Lehrer den zahlreichen Schuldigen für die schrecklichen Taten im Dorf immer näher zu kommen scheint, und er dem Herrn Pfarrer seine Theorien offenbart, wird dem Lehrer jedoch gedroht und Verschwiegenheit befohlen. Gegen eine ganze Gesellschaft, die von Vorurteilen und Hass geprägt ist, kann ein einzelner Mann eben nichts ausrichten, und so gibt es bei „Das weiße Band“ neben dem nicht eindeutigen Beginn, auch keinen mit Erklärungen aufwartenden Schluss, es ist ein Sittengemälde, ein Einblick in einen Mikrokosmos menschlicher Abgründe. Der Film könnte durchaus als Psychothriller vermarktet werden, denn an Spannung und Atmosphäre fehlt es ihm an keiner Stelle. Einzig die Szene, in der ein Junge im Gespräch mit seiner großen Schwester die Bedeutung von Tod erfährt, wirkt gekünstelt und unpassend. Unübertroffen an Perversion und Verachtung wird die Auseinandersetzung zwischen Arzt und Hebamme in Erinnerung bleiben, denn was hier der Dame verbal in den Kopf geprügelt wird, hat so intensiv wohl noch in keinem Film zuvor Platz gefunden.
Bewertung
Bild
1080p, 1,85:1, Video-codec AVC
Bereits im Vorspann fällt auf, mit welch gutem Transfer wir es hier zu tun haben. Die Bildruhe ist erstklassig und selbst die überaus feine Schrift wird exzellent wiedergegeben. Als die erste Szene aufblendet, wird eine Detaillierung sowie Schärfe geboten, die selbst teuer produzierte Blockbuster alt aussehen lässt. Der Kontrast in Außenaufnahmen ist vortrefflich und das Schwarz satt. Auch die Bewegungsabläufe sind flüssig, so erscheint der in wunderschönem Schwarz-Weiß gedrehte Film sehr natürlich. Bei Innenaufnahmen sieht es jedoch etwas anders aus. Die gute Bitrate von knapp 30Mbps bleibt zwar anstandslos erhalten, doch zollt die eigens vom Kameramann entwickelte passive Reflektorbeleuchtung hier ihren Tribut. Die Schärfe fällt etwas ab und der Kontrast lässt nach, sodass einiges an Details vom zu satten Schwarz verschluckt wird. Helle Flächen in dunklen Räumen rauschen außerdem gelegentlich recht stark und helle Lichtkegel neigen zum Überstrahlen. Die Kompression arbeitet zwar gut, aber nicht mehr so unauffällig wie bei Außenaufnahmen, welche ein angenehm feines, meist präzise wiedergegebenes Filmkorn besitzen.
Bewertung
Ton
Deutsch (DTS HD 5.1 Master Audio)
Die Soundkulisse ist eine sehr zurückhaltende. Der dialoglastige Film besitzt nur begrenzt Räumlichkeit und begnügt sich damit, die Dialoge, es wird keine Filmmusik verwendet, nur aus dem Center wiederzugeben. Gelegentlich, zum Beispiel bei Dorfversammlungen das Klatschen oder das Musizieren, werden Effekte auf die Surroundkanäle gelegt, dies verhält sich jedoch sehr unaufgeregt. Die Sprachverständlichkeit ist exzellent, und so ist die akustische Umsetzung unterm Strich zweckdienlich und exakt.
Bewertung
Extras
Making-Of, 38min, SD PAL
Filmfestspiele Cannes, 18min, SD PAL
Porträt: 50min, SD PAL
Das „Making-Of“ ist sehr unterhaltsam gehalten. Man begleitet das Filmteam bei den Dreharbeiten, immer wieder unterbrochen von Erklärungen Michael Hanekes zum Film.
Das „Filmfestspiele Cannes“–Special lässt den Interessierten an der ausführlichen Pressekonferenz in Cannes teilhaben, den Abschluss bildet die Dankesrede Hanekes nach der Preisübernahme der Goldenen Palme.

Das „Porträt“ ist eine sympathische Huldigung an den Meisterregisseur, in der viele der Schauspieler aus „Das weiße Band“, aber auch aus vergangenen Filmen Hanekes zu Wort kommen, um über ihre Erfahrungen mit dem Filmemacher zu sprechen. Behind-the-scene Aufnahmen bleiben natürlich auch nicht aus.
Mit einer Gesamtzeit von ca. 1 ¾ Stunden sind die Extras ganz ordentlich ausgefallen. Fremdsprachige Passagen werden optional deutsch untertitelt, doch dass das gesamte Bonusmaterial nur in SD-Auflösung vorliegt, stört dann doch.

Weiters sind für den Hauptfilm deutsche Untertitel für Hörgeschädigte abrufbar. Der Film ist in 9 Kapitel unterteilt, was jedoch bei einer Lauflänge von knapp 2 ½ Stunden eindeutig zu wenig ist.
Diese Edition wird in einem schönen Pappschuber geliefert und im Inneren befindet sich noch ein 4-seitiger Flyer, auf dem das von BerlinVerlag publizierte Drehbuch zum Film beworben wird.
Ein Wendecover ohne FSK-Siegel gibt es leider nicht.
Bewertung
Fazit
Ein überaus kontroverser, beeindruckend ruhig in Szene gesetzter, mit großartigen Schauspielern besetzter Film über den Vorabend des Ersten Weltkriegs. Warner hat es geschafft, dieses Werk in angemessener Qualität auf Blu-Ray zu veröffentlichen, und verdient sich somit eine klare Kaufempfehlung für alle Filmliebhaber!
Bewertung

Filmcover
Originaltitel: Das weiße Band
Regie: Michael Haneke
Darsteller: Christian Friedel, Leonie Benesch, Ulrich Tukur, Ursina Lardi, Fion Mutert
Land/Jahr: A/D/F 2009
Genre: Drama
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