DVD/Blu-Ray

1967 ist ein schicksalhaftes und mühseliges Jahr für Larry Gopnik (Michael Stuhlbar): Berufliche Unsicherheiten, ein kiffender Sohn, eine Frau, die die Scheidung möchte und ein Bruder, welcher wegen Glücksspiel in mehreren Bundesstaaten angezeigt wird sind nur ein paar der vielen Probleme, mit denen Larry im Laufe der Handlung zutun bekommt. Schritt für Schritt aber ohne Pause oder Gnade folgt für Larry eine (kleine bis große) Hiobsbotschaft nach der anderen. Das Wort scheint hier an dieser Stelle auch ideal angebracht: Larry ist eine Art moderner Hiob, gottesfürchtig und auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, warum gerade ihm, einem „serious man“, so viele schreckliche Dinge auf einmal passieren müssen. Er besucht drei verschiedene Rabbis, bekommt von diesen jedoch meist nur Anekdoten erzählt, die nichts mit Larrys aktueller Lebenssituation zu tun haben.

Larrys Reise nach dem (Un)sinn des Lebens als Zuschauer im dunklen Kino oder gemütlichen Wohnzimmer mitzuverfolgen ist ein großes Vergnügen. Wie so immer handelt es sich auch bei dieser Komödie der Coen-Brüder um ein Paradebeispiel des schwarzen Humors, der vielleicht nun nach „A Serious Man“ schon als „Coen-Humor“, „coenesk“ oder dergleichen bezeichnet werden könnte. Die Empathie für den Protagonisten wird konstant gesteigert doch zugleich sorgt das absurde Szenario und die Anhäufung an Unglück für viel Lachen, das einem häufig im Halse stecken bleibt.

Es schadet nicht vor der Sichtung dieses Films bereits ein wenig Vorwissen zu haben - sei es im jüdischem (Aber)glauben oder in den Geschichten um Hiob. Mit „A Serious Man“ haben sich die Coens abermals selbst übertroffen. Ein intelligenter und mutiger Film, der mit Klischees augenzwinkernd operiert und auch auf Grund eines exzellenten Ensembles beeindruckt.

Wenn Roger Deakins der Kameramann ist, handelt es sich meist um ein visuelles Juwel. Es muss nicht epische Größe á la Western wie „The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford“ oder Scorsese-Drama wie „Kundun“ sein, damit man die Brillanz seiner Bilder erkennt. Selbst visuell auf ersten Blick unscheinbare Filme wie „A Serious Man“ leben ganz stark von Deakins Simplizität. „A Serious Man“ ist eine weitere Zusammenarbeit der Coen-Brüder mit der DOP-Legende Deakins und um dies wahrhaft auskosten zu können sollte man beim Kauf dieses Films zur Blu-Ray kaufen. Die Schärfe und die Farbgebung stimmen hier perfekt und machen einen Film, der ohnehin schön genug ist (technisch gesehen) noch schöner.

Die Filme der Coen-Brüder sind meist auf akustischer Ebene close to perfection. Die zynische Mischung aus Popsongs der End-60er sowie traditionell-jüdischer Musik bieten die ideale musikalische Kulisse zu „A Serious Man“. Der stets bedrohlich-wirkende Score von Carter Burwell ist ebenso ein zentraler Teil dieser schwarzen Komödie. Die Mischung der Musik ist aus dramaturgischer Perspektive sehr gekonnt, die Qualität des Sounds stimmt auch.

Das zehnminütige „Making Of“ ist nicht weiters als ein Fernsehbericht, der nur in Deutscher Sprache auf der Disc zur Verfügung steht und nur wenig Einblick in das tatsächliche Entstehen des Films gibt. Sehenswert ist ein 16-Minütiges Interview mit dem brillanten Theaterschauspieler und Hauptdarsteller Michael Stuhlbarg. Kurz, aber schön sind diverse Featurette wie beispielsweise das Hebräisch für Nicht-Juden, ein Video in dem Szenen aus dem Film gezeigt werden, in denen hebräische Fachausdrücke verwendet und hier mit Schrifttafeln erklärt werden. Auch kommen die Kostümdesigner und Ausstatter des Films in eignen Kurzvideos zu Wort, denen zwar leider nur wenig Platz eingeräumt wird, dieser jedoch interessant gefüllt ist. Fans des Films sollten auf jeden Fall auch in das Bonusmaterial einen Blick werfen.

„A Serious Man“ ist ein Film, der seiner Zeit voraus ist und wohl, ähnlich wie „The Big Lebowski“, erst in einer guten Dekade richtig anerkannt werden wird. Diese intelligente Komödie ist ein weiterer Meilenstein in der ohnehin bereits beeindruckenden Filmographie der Coen-Brüder und es bleibt allen, die diesen Film im Kino verpasst haben, nur zu raten: So schnell wie möglich nachholen, wenn möglich auf Blu-Ray auf Grund der exzellenten Auflösung und weniger wegen des eher mittelprächtigen Bonusmaterials.