Eun Yeong ist schön. Außerordentlich schön. Von derart anmutiger Erscheinung, dass jeder Mann ihr zwanghaft verfällt, jede Frau sich in Eifersucht vergeht. Ein Problem von noch ungeahnten Ausmaßen. Denn wer schön ist, wird begehrt. Doch wer zuviel begehrt wird und vor allem vom Falschen, dem kann Übles widerfahren. Im Falle Eun Yeongs ist das eine Vergewaltigung. Ein unkontrollierter Akt kontrollierter Passion, wie der Täter offensichtlich verzweifelt den ihn verhaftenden Polizisten erklärt und damit absurderweise auf Verständnis stößt. Nun beginnt Eun Yeong ihr Äußeres zu hassen. Will es zerstören, es mit massig Nahrung verformen oder durch manisches Hungern auszehren. Beides scheitert. Die Schönheit siegt und mit ihr die Verzweiflung. Ein Zustand von untragbarer Qual. Bis sie plötzlich wieder ihrem vermeintlich inhaftierten Vergewaltiger auf offener Straße gegenübersteht …
Asien ist anders, allumfassend anders. Und das asiatische Kino, im vorliegenden Fall das südkoreanische, steht diesem allumfassenden Anderssein in nichts nach. Das gilt ganz besonders für BEAUTIFUL. Zumal JUHN JAIHONGs ambitionierter Erstling auf einer Story des vom menschlichen, meist weiblichen, Körper und seinen erfahrbaren Schmerzen faszinierten, koreanischen Kultfilmers Ki-Duk Kim passiert und auch von selbigem produziert wurde. Böse Zungen könnten meinen BEAUTIFUL sei seiner ganzen, vor allem asiatischen Anlage nach zutiefst misogyn. Ähnlich umstritten wie Gaspar Noés eruptive Gewaltstudie „Irréversible“ oder das von obsessiver Leidenschaft geprägte „Primo Amore“ eines Matteo Garrone. Natürlich ist derlei kurzsichtige Kritik absoluter Humbug. Eine arg vereinfachte Sichtweise, die sich nur am Klischee des Offensichtlichen reibt und jede detaillierte Betrachtung tunlichst vermeidet. Ein Fehler! Denn lässt man sich auf BEAUTIFUL unvoreingenommen ein, eröffnet er gesellschaftspolitische wie zwischenmenschlich emotionale Positionen, über die nachzudenken zumindest gestattet sein sollte. (MacGuffin)
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