Die Frau in Gold

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Oh Honey (06.06.2015 19:48) Bewertung
Kunstraub
Adele Bloch-Bauer stand Porträt für Gustav Klimt - das Ergebnis war eines der bekanntesten Gemälde des Jugendstilkünstlers: Die Frau in Gold oder Die goldenen Adele.
1998 änderte Österreich das Bundesgesetz über die Rückgabe von Kunstgegenständen und Maria Altmann, die Nichte von Adele Bloch-Bauer ergreift die Chance und fordert die unrechmäßig von den Nazis entwendeten Bilder zurück. Als Anwalt engagiert sie den jungen Randy Schoenberg, den Enkel des Komponisten Arnold Schoenberg, der mit ihr nach Österreich reist um ein Restitutionsverfahren einzuleiten. Die zuständigen Behörden legen ihnen Steine in den Weg, mit Hilfe des Journalisten Hubertus Czernin finden sie aber die Dokumente, die notwendig sind um die Gemälde zurückzubekommen.
Die zuständigen Behörden legen sich quer und verweigern Altmann ihr Erbe, weshalb sie beschließen vor Gericht zu ziehen.

Ein spektakulärer Fall, der vor allem hierzulande rege verfolgt wurde, handelte es sich bei dem Bild ja um die "Mona Lisa" Österreichs. Die Fakten des Films entsprechen nicht zur Gänze der Wirklichkeit, meist wurden sie für dramaturgische Effekte verändert. Auch die Charakterzeichnung sollte davon profitieren. Ich möchte hier jedoch weder auf die tatsächliche Geschichte noch auf die unrechtmäßige Enteignung durch die Nazis eingehen.

Der Film beginnt, nach einer kurzen Szene mit Gustav Klimt und Adele in seinem Atelier, mit Maria Altmann, die soeben ihre Schwester zu Grabe getragen hat und Barbara Schoenberg um die Hilfe ihres Sohnes bittet. Die Handlung folgt der Chronologie des Verfahrens um die Rückgabe der Kunstwerke und wird immer wieder unterbrochen, um Rückblenden Raum zu geben, dem Zuseher ein komplettes Bild zu zeigen. Hierbei wird variiert zwischen Maria im Kindesalter mit ihrer Tante Adele und einer erwachsenen, verheirateten Maria während der Nazi-Zeit. Untermalt wird die Handlung immer wieder durch klassische Musik.

Vor allem die schauspielerische Leistung von Helen Mirren muss hier hervorgehoben werden. Schon am Anfang merkt man, dass sie ihren ausgeprägten englischen Akzent ablegt und durchaus beeindruckend einen deutschen vorführt. Auch die Sequenzen, in denen sie Deutsch spricht, wirken äußerst authentisch. Ryan Reynolds auf der anderen Seite konnte meiner Meinung nach nicht ganz überzeugen, was aber durchaus an einer persönlichen Abneigung ihm gegenüber liegen kann: der Dackelblick funktioniert einfach irgendwann nicht mehr.
Schade finde ich, dass die meisten Charakter, die Wiener darstellen, kaum Schauspieler mit deutscher Muttersprache, geschweige denn tatsächliche Wiener, sind. Nichtsdestotrotz kann man darüber hinwegsehen, da sie durchwegs nur minimal mit Aktzent sprechen.

Wenn man über den Pathos hinwegsehen kann, der vor allem gegen Ende des Films stark hervor gehoben wird, ist die Inszenierung der Geschichte gut gelungen. Leider bekommt "Woman in Gold" einen schalen Beigeschmack wenn man sich die Frage stellt, welche Motive hinter den Ereignissen stehen. Meiner Meinung nach wirkt es wie eine persönliche Vendetta des Anwalts Schoenbergs und weniger wie der Wunsch nach Gerechtigkeit. Auch die Charakterzeichung erinnert stark an "Philomena", wobei ich die Story in Philomena als weitaus bessere sehe.
Ein amüsantes Schmankerl ist die Darstellung der damaligen Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer.
 
 

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