Schmutzige Kriege - Dirty Wars

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Forumseintrag zu „Schmutzige Kriege - Dirty Wars“ von r2pi

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r2pi (03.02.2015 15:49) Bewertung
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die geschichte hat kein ende – inoffizielle kriege per präsidentendekret, ausgeweitet auf schauplätze auf der ganzen welt, ohne beginn und ohne ende: jeremy scahill, investigativjournalist und autor von "blackwater", folgt der blutigen spur eines verdächtigen nächtlichen einsatzes in gardez, afghanistan. angeblich ein ehrenmord unter taliban – aber warum sind dann auf dem handy-video eines zeugen die hände von amerikanern zu sehen, warum sind amerikaner zu hören? warum wurden aus den leichen die kugeln sorgfältig herausgeschnitten?
washington zeigt sich erst desinteressiert und bezichtigt den journalisten der lüge, gibt schließlich, als immer mehr informationen durchsickern, einen "irrtum" zu – kollateralschaden, sorry. doch weder NATO noch die regulären streitkräfte sind für die einsätze in den sperrgebieten zuständig...

die spur führt scahill zum JSOC (joint special operations command): direkt dem weißen haus unterstellt, arbeiten die bärtigen "amerikanischen taliban" eine todesliste ab, die von mal zu mal länger wird, inzwischen frauen und kinder umfasst – egal wo, egal wie, jenseits aller mandate durch den congress, mit eigenem verhörprogramm und folter. "härter, präziser, schneller" als unter bush nun auch mit voller unterstützung der obama-administration – umstrittenstes opfer: der prediger und exil-amerikaner (!) anwar al-awlaki, nach 9/11 noch der vorzeige-imam, der sympathie für die familien der opfer bekundete – und sich bis zum beginn des irakkriegs von einer stimme der mäßigung zu einer stimme der vergeltung wandelte. getötet per dekret, ohne anklage oder verurteilung – ein novum für einen US-bürger. ebenso sein sohn abdul rahman, noch ein teenager, zerfetzt bis zur unkenntlichkeit. kollateralschaden – oder vorsorgliches töten eines zukünftigen terroristen?

fazit: ein brandheißes thema, das niemand aufgreifen will, ein congress, der seiner funktion als korrektiv nicht nachkommen will – scahill in seiner verbissenen suche nach der wahrheit und mit zornigem voice-over wirkt wie der verlorene rufer in der wüste: was passiert mit uns, wenn wir am ende begreifen, was in aller offenheit vor uns verborgen lag?
 
 

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