Resturlaub

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Forumseintrag zu „Resturlaub“ von patzwey

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patzwey (13.08.2011 13:33) Bewertung
Die Angst des Mannes

Pitschi Greulich wird im biederem Bamberg Opfer einer waschechten Midlife-Crisis. Seine Freunde entwickeln sich immer mehr zu Paradespießern und seine Langzeitfreundin Biene wünscht sich Haus und Baby. Aus Angst vor einem biederen Leben flüchtet er kurzerhand nach Buenos Aires, wo Sex, Drugs & Tango auf ihn warten.

„Resturlaub“ ist nach „Vollidiot“ die zweite Romanverfilmung von Autor Tommy Jaud, der - basierend auf autobiografischen Erfahrungen - auch selbst das Drehbuch entwickelte. Inszenierung und Drehbuch beinhalten dabei oft Elemente von deutschem Comedy- und Sketchshowhumor, was mitunter auch an Jauds Autorenvergangenheit bei „Ladykracher“ liegt. Das dieser Umstand nicht immer nur negativ sein muss, beweist „Ente“ Martina Hill („Switch Reloaded“), die ihre quakende Heidi Klum-Stimme zum besten geben darf. Zwar funktioniert dieser Ausbau ihrer Fernsehrolle recht gut, wirklich innovativ ist das ganze aber nicht.

Der Beginn des Films steht ganz im Zeichen der Etablierung des biederen Bamberg und der Vorstellung von Pitschis Freundeskreis und seiner Arbeit. Diese Phase gehört zu den gelungensten des Films, lediglich die Inszenierung von Comedian Dave Davis, passt hier nicht wirklich ins Konzept. Während er in seinen Comedy-Programmen - in denen er als Motombo Umbokko auftritt - noch einigermaßen mit „schwarzen“ Klischees und Vorurteilen spielt, verkörpert er in „Resturlaub“ die Rolle eines schrillen, fußballverrückten Pfarrers, der sich zum Amüsement des (weißen) Publikums der Lächerlichkeit preis gibt.

Im zweiten Akt wird auf teils sehr skurrile Art und weise mit argentinischen Klischees und europäischen Traumvorstellungen gespielt. Das es in Argentinien dann doch nicht immer ganz so heiß und sexy zugeht, muss Pitschi schon bei seiner Ankunft auf schmerzliche Art und Weise erfahren, als er in seinem Mallorcaoutfit bei Eiseskälte am Flughafen steht. Hier punktet der Film auch mit witzigen - wenn auch extrem stereotypen und einfach gestrickten - Nebencharakteren, die Pitschi auf seinem Trip begegnen: Die dicke Adelheit, ein durchgeknallter Tierfriseur, aggressive Joghurtbecher und der Wirt eines deutschen Lokals, dessen Großeltern einst nach Argentinien auswanderten (warum wohl?).

Nach seinem (sehr plötzlichem) Reifungsprozess kehrt Pitschi letztendlich kleinlaut und geläutert zu Biene zurück und muss nun um Vergebung kämpfen. In diesem letzten Akt des Films schwenkt der Stil nun plötzlich um. Anstatt Blödelemente dominiert jetzt die Gangart einer seichten RomCom und große Gefühle kommen ins Spiel, was nicht wirklich zum Rest des Films passt.

Durch die rein maskulin geprägte Sichtweise wirkt „Resturlaub“, als ob er nur für männliches Publikum konzipiert wurde. Männliche Ängste und (heimliche) Traumvorstellungen bestimmen die Handlung und geben die Richtung vor. „Resturlaub“ lässt es sich aber nicht nehmen einige Seitenhiebe auf diesen männlichen Tunnelblick einzubauen und parodiert diese Wunschvorstellungen. Weibliche Zuseherinnen dürfen somit über sexuelle Unsicherheiten und Unzulänglichkeit des ach so starken Mannsbildes lachen - oder zumindest schmunzeln.

„Resturlaub“ ist eine durchschnittliche seicht-vulgäre Komödie, bei der man sich nicht mehr als ein paar Lacher und gelungene Slapstickeinlagen erwarten darf. Der Film spielt mit Klischees und arbeitet mit Fernsehsketchhumor, der auf peinliche und skurrile Situationen baut. Trotzdem schafft er aber den Balanceakt zwischen Dummheit und Mindestmaß an Story und bleibt somit über weite Strecken lustig.
 
 

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