Tomboy

Bewertung durch UNCUT  80% 
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Forumseintrag zu „Tomboy“ von UNCUT


themovieslave (10.02.2011 23:59)
Tomboy

Célina Sciamma setzt bei ihrem neuen Film über die Frage des Geschlechts bei Hermaphroditen an einem Punkt an, der logisch, wenn auch gewagt ist: In der Pre-Pubertären Zeit. Die zehnjährige Protagonistin Laure hat das weibliche Geschlecht, jedoch in einem eher maskulinen Körper. Ihre Eltern haben sich anscheinend für die Erziehung als Mädchen entschieden – und somit eine lebenswichtige Entscheidung für diese Person vorweggenommen.

Sciamma erzäht in einer kleinen Geschichte eine große Thematik. Sie spielt zunächst sehr subtil mit der Geschlechterproblematik der Hauptfigur bevor sie dann im dritten Akt diese konkretisiert. Schlichtweg brillant ist dabei die Schauspielführung. Die Eltern spielen in dem Film nur eine marginale Nebenrolle, der Fokus liegt vollkommen auf den Kindern, die sehr authentisch in Szene gesetzt sind. Apropos Fokus: Die Kameraarbeit von Crystel Fournier spielt gerne mit Schärfeverhältnissen, fokussiert sich meist stark auf die handelnden Figuren während der Hintergrund stark in Unschärfe verschwindet. Somit ist auch visuell das Diktum „die große Thematik in einer kleinen Geschichte“ zu erzählen umgesetzt: Die Kleinen stehen im Mittelpunkt, sind stets im Schärfebereich, die Umgebung, das ohnehin anonyme dieser französischen Kleinstadt, verschwindet in der Unschärfe.

Das Ende mag so manchen Zuschauer vielleicht nicht befriedigen, da es nicht ganz auserzählt ist. Sciamma lässt den Zuschauer darüber nachdenken, was folgen könnte – und lässt diesen entscheiden, ob man dem Protagonisten eine rosige oder eine düstere Zukunft prophezeit.
 
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UNCUT (28.10.2011 16:31) Bewertung
Tomboy
Im Prinzip kann ich dem zustimmen, ein sehr gelungener Film. Allerdings gäbe es zwei Anmerkungen:
1.) Es geht hier nicht um Hermaphroditen, sondern schlicht um ein Mädchen, dass lieber ein Junge wäre und versucht als solcher wahrgenommen zu werden. Rein körperlich ist Laure ein „richtiges“ Mädchen.
2.) Ich finde nicht das die Geschichte zu wenig auserzählt wurde. Es stimmt natürlich, dass es immer einige gibt, die alles bis ins Detail erklärt haben wollen. Und eine schwere Zeit wird für Laure erst nach dem Ende des Films kommen. Aber im Prinzip ist am Ende aufgeklärt was aufgeklärt werden musste. Und die letzte Szene ist für mich ein schönes Zeichen für einen Neuanfang. Lisa fragt Laure nach ihrem Namen, als würde sie sie gerade erst kennen lernen. Reset und Beginn bei Null.

Die wahren Stars des Films sind hier natürlich die Kinder und obwohl Zoé Héran hier eine erstklassige und überzeugende Performance abliefert wird sich manchmal doch von ihrer kleinen Schwester an die Wand gespielt.

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