Dirty Harry

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Forumseintrag zu „Dirty Harry“ von themovieslave

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themovieslave (16.11.2010 18:00) Bewertung
Dirty Harry
Ein sadistischer Serienmörder macht San Francisco unsicher. Er nennt sich selbst „Scorpio“ und verfolgt ein simples Ziel: Er hört erst auf zu morden, wenn ihm die Stadtregierung eine hohe Geldsumme übergeben hat. Und hier wird schon Harry Callahan (Clint Eastwood, wer sonst!) beauftragt. Man nennt in „Dirty Harry“, entgegen vielen Mythen nicht auf Grund seiner Arbeitsmethoden, sondern weil ihm kein Job zu schäbig ist. Bald wird ihm mit dem Mexikaner Chico Gonzalez (Reni Santoni) ein Partner zugewiesen. Dass dies dem Einzelgänger (und subtilen Rassisten) Harry gar nicht passt, tut nichts zu Sache: Ab sofort wird gemeinsam gegen Scorpio ermittelt. Und im weiteren Verlauf merkt man, dass Dirty Harry wohl entgegen eigenen Aussagen doch den Spitznamen auf Grund seiner Arbeitsmethoden hat.

„Dirty Harry“ ist ein Cop Movie, in dem zwei Polizisten ermitteln, doch es ist kein Buddy Movie. Buddy Movies operieren mit gegenseitigem Respekt oder, meistens, mit gegenseitigem Aufsticheln. In „Dirty Harry“ bleibt alles einseitig: Harry ist derjenige, der Chico nicht leiden kann, Harry ist derjenige, der häufig seinen Partner ignoriert. Er bleibt im Laufe der Geschichte ein Einzelgänger mit Partner. Hier stellt der Film bereits eine Sonderheit dar.

Die Figur des Harry Callahan wirkt oberflächlich betrachtet wie eine Fortführung diverser Personen, die man aus dem Film Noir kennt: Dunkle, im Privatleben gescheiterte, Menschen, die ein „ein-Mann-Unternehmen“ sind. Doch dies wird dem Protagonisten hier nicht gerecht, denn Callahan ist mehr. Während Figuren des Film Noir häufig egoistisch handeln (man denke an Joe Gillis, der mit Norma Desmond im unvergässlichen „Sunset Blvd.“ eine fatale Zweckgemeinschaft eingeht), ist Callahan durchwegs selbstloß. Er will Gerechtigkeit um jeden Preis, doch hier wird es bereits problematisch: Was ist Gerechtigkeit?

Diesem Thema widmet sich Don Siegel in „Dirty Harry“ und stellt dabei eine Figur dar, die beinhart über Leichen geht und bei seiner Jagd nach Scorpio gegen die Vorgesetzten rebelliert und bewusst sämtliche US-amerikanische Grundrechte vernachlässigt. Es war nicht nur Roger Ebert, der dem Film eine faschistische Botschaft ankreiden wollte. Diese Kritik ist kaum vom Tisch zu wischen, doch bei „Dirty Harry“ handelt es sich in erster Linie um einen damals zeitgerechten Film, der die gesellschaftspolitischen und historischen Umbrüche Ende der 60er Jahre behandelt. Ob faschistisch oder nicht: Harry ist eine plausible Figur, ein Vertreter einer Generation, die sich nach verschiedensten Kriegen nicht mehr so leicht auf die festgeschriebenen Grundrechte der USA verlassen kann. Gänsehaut tritt auf bei dem Gedanken, dass „Dirty Harry“ in seiner Darstellung des einsam rächenden und sämtliche Rechte vergessenden US-Helden heutzutage eine große Aktualität hat und neu betrachtet werden sollte.
 
 

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