Wie Kultur zur Show verkommt
Es ist schon interessant, dass ein Film, der behauptet, ein klassisches Romanwerk zu repräsentieren, dieses jedoch in seinem Kern weit verfehlt, und es zu einer fürchterlich kitschigen, effektbeladenen Geschichte verkommen lässt, so viele Auszeichnungen und positive Rezensionen bekommen hat. Umso schlimmer ist es, dass scheinbar viele Leute, die nie die Mary Poppins-Romane in der Hand gehabt haben, denken, sie kennen nun "die Geschichte", weil sie den Disney-Film gesehen haben. Pamela Travers, die Autorin von Mary Poppins, war mit der Verfilmung selbst jedenfalls nicht zufrieden, und das wohl mit gutem Recht. Natürlich könnte man behaupten, man müsse den Film eben für sich alleine betrachten, aber das ist nicht möglich, da der Film ja eben den Anspruch erhebt, Travers' Werk zu repräsentieren. Wer die Mary Poppins Bücher gelesen hat, wird wissen, was die gebildete Autorin - übrigens unter anderem auch Schülerin des spirituellen Lehrmeisters G.I.Gurdjieff - hier für philosophisches-spirituelles Gedankengut in die Erzählungen einverwoben hat, von dem Disney scheinbar nicht einmal die leiseste Ahnung hat (oder haben wollte). Der Film ist ein grandioser Beitrag zur Volksverdummung, der mit dem Argument einer "familiengerechten Umsetzung" auch nicht verteidigt werden kann. Denn "familien-" bzw. "kindgerecht" sind P.Travers Bücher auch und dabei aber trotzdem hochintelligent. Es soll mir niemand sagen, dass das bei der Verfilmung nicht (zumindest ansatzweise) möglich gewesen wäre.
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