Return to Reason

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Forumseintrag zu „Return to Reason“ von Finn

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Finn (25.10.2023 11:13) Bewertung
Die Wurzeln des surrealen Films
Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
Die Sammlung von vier französischen Kurzfilmen aus den Jahren 1923 bis 1929, die unter dem Titel „Return to Reason“ präsentiert wird, führt das Publikum auf eine faszinierende Reise zurück zu den Anfängen des Surrealismus im Film. In einer Ära, in der das Kino noch mit den festen Konventionen der narrativen Logik kämpfte, wagten sich diese Filme in experimentelle Gewässer vor und setzten auf Stimmungen und dramaturgische Experimente, die eher der Poesie oder Musik ähneln als den damaligen Filmnormen.

Die Sammlung beginnt mit Man Rays erstem Film „Le Retour à la Raison“, dessen Titel bereits eine unkonventionelle Ironie aufweist. Diese Werke sprengen nämlich die traditionelle Vorstellung von „Vernunft“ und sind alles andere als konventionell.
Sie brechen bewusst mit den formalen Gesetzen des Films und setzen auf ungewöhnliche Kamerabewegungen, Kompositionen und Bildinhalte. Dabei werden sowohl bewusste als auch unterbewusste Impulse genutzt, um den Werken eine spontane Verspieltheit zu verleihen. Die Filme von Man Ray entziehen sich einer klaren Definition und fordern die Zuschauer heraus, die Grenzen des Konventionellen zu überschreiten.

Ein herausragendes Element dieses Filmerlebnisses ist zweifelsohne der von Jim Jarmuschs Avantgarde-Rockband SQÜRL gestaltete Soundtrack. Die Musik, die in verschiedenen Stimmungen von ambient bis berauschend reicht, reagiert auf die filmischen Szenen und verschmilzt mit ihnen. Gitarrentöne brechen wie Wellen, Synthesizer erzeugen dröhnende Klänge, und das Schlagzeug liefert hypnotische Rhythmen. Diese Musik trägt maßgeblich dazu bei, die surrealen und absurden Szenen zu verstärken und eine vielschichtige, genreüberschreitende Atmosphäre zu schaffen.

Ein weiterer faszinierender Aspekt von „Return to Reason“ ist seine Meisterschaft in der Verwendung von Licht und Formen, um wahre Abstraktionen zu erschaffen. Dabei geht der Film über die schlichte Abbildung der Realität hinaus und konzentriert sich auf die künstlerische Gestaltung von Bildern und visuellen Elementen.

Nicht zu vernachlässigen sind auch die kreativen filmischen Effekte, wie beispielsweise die Verwendung von verschmierten Kameraobjektiven, die dem Publikum eine einzigartige visuelle Erfahrung bieten. Unter der Regie von Man Ray wird der Film von den Beschränkungen der Realität befreit und in ein surreales Reich der unbegrenzten Möglichkeiten geführt.

„Return to Reason“ ist zweifellos ein herausfordernder und faszinierender Blick auf die Anfänge des surrealen Kinos. Die Filme setzen bewusst auf eine rebellische Herangehensweise und bieten eine Erfahrung, die eher der künstlerischen Freiheit und der Ausdrucksstärke ähnelt als den damaligen Standards des Films. Diese Sammlung ist ein Schatz für Cineasten, die bereit sind, sich auf eine Reise in die Abstraktion und Surrealität des frühen Kinos einzulassen, in der die visuelle Kreativität und die Unabhängigkeit von etablierten Normen im Vordergrund stehen.
 
 

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