Razzennest

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Forumseintrag zu „Razzennest“ von cinemarkus

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cinemarkus (02.04.2023 19:23) Bewertung
Auf der Tonspur des Bösen
Nach „Masking Threshold“ (der mich damals extrem positiv überrascht hat) das nächste filmische Experiment vom niederösterreichischen Künstler Johannes Grenzfurthner. Leider aber nicht ganz so überzeugend wie sein Vorgänger.

Manus ist Filmemacher. Er präsentiert seine neue Arthouse-Doku „Razzennest“ über den 30-jährigen Krieg und die „Schwedenlöcher“ in Niederösterreich. Bei einem Interview mit der Kritikerin Babette in einem Tonstudio in L.A. passieren plötzlich seltsame Dinge…

Zu sehen bekommen wir die Arthouse-Doku, eine Art Diashow von Aufnahmen aus der Region. Dahinter läuft der Audiokommentar von Manus und Babette. Alles was ihnen passiert bekommen wir nur zu hören, nicht aber zu sehen. Und das ist mitunter echt langweilig. Dadurch fühlt er sich auch um einiges länger an als er mit seinen 81min eigentlich ist. Es fällt sogar der Satz „Film ist ein visuelles Medium“ doch hier merkt man kaum was davon. Die Bilder sind manchmal vollkommen zusammenhangslos und nichtssagend. Das mag im Kontext des Films im Film Sinn machen, den eigentlichen zieht das dadurch aber runter.

Das Projekt beginnt als Kommentar auf Filmindustrie und -journalismus und geht dann irgendwann in eine viel düsterere Richtung. Auch hier wird es ein bisschen Meta als sich der Regisseur anfangs noch über Folk Horror lustig macht und sich dann plötzlich selbst in einem wiederfindet. Verarbeitet werden nämlich Kriegsverbrechen während der Zeit der Schwedenkriege. Leider kommt bei mir nie wirklich ein Gefühl von Horror auf, weil a) die Hauptcharaktere absolut unsympathisch sind und b) ich nicht sehe was mit ihnen passiert. Man sagt zwar die Vorstellung ist viel schlimmer als was das Auge sieht und es mag auf jeden anders wirken, doch für mich war dies einer der seltenen Fälle, wo ich umgekehrt mehr davon gehabt hätte.

Zugegeben „Masking Threshold“ war generell der erste Experimentalfilm der irgendwie für mich funktioniert hat, also „Razzennest“ hatte es bei mir an sich schon nicht leicht. Schlussendlich nicht ganz mein Fall, aber nichtdestotrotz durchaus empfehlenswert sich auf das Experiment einzulassen und die Vision zu würdigen.
 
 

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