20.000 Arten von Bienen

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Forumseintrag zu „20.000 Arten von Bienen“ von cinemarkus

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cinemarkus (09.07.2023 23:52) Bewertung
Unglaublich emotional
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2023
In ihrem Spielfilmdebüt im Rahmen des diesjährigen Berlinale-Wettbewerbs, erforscht Estibaliz Urresola Solaguren die Gefühle eines Kindes auf Identitätssuche.

Aitor ist nicht nicht wie andere Kinder. Zumindest vermittelt ihm dies sein Umfeld. Denn Aitor sieht sich eigentlich als Lucia. Und im katholisch geprägten Baskenland ist es mit der Akzeptanz nicht so einfach.

Die Frage nach der Geschlechtsidentität kann ja für Erwachsene schon sehr belastend sein. Wie muss es sich dann für ein Kind anfühlen, wo doch so viel mehr Eindrücke auf es einprasseln? Genau dieser Frage geht die Regisseurin nach und inszeniert die Geschichte in vielen Nahaufnahmen und oft auf Augenhöhe von Lucia, manchmal auch ganz ohne Erwachsene. Ihre Gefühlswelt soll im Vordergrund stehen. Und die vermittelt uns Sofia Otero mit spielerischer Leichtigkeit. Den Namen sollte und wird man sich merken, denn für ihre Darstellung wurde sie als jüngste Schauspielerin der Festivalgeschichte mit dem Silbernen Bären für die beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Generell überzeugt das Ensemble, Patricia López Arnaiz als Mutter und Ane Gabarain als Großmutter Lourdes, bekommen dabei mehr zu tun.

Letztere ist es auch, von der der Titel stammt; sie züchtet Bienen, die sie als Heilpraktikerin einsetzt. Lourdes scheint auch als einzige wirklich auf sie zu achten, selbst die Mutter hat großteils nur ihre Kunst im Kopf. Beinahe alle Bezugspersonen sind Frauen, und doch bekommt keine etwas mit. Von allen allein gelassen fühlt sie sich nur bei den Bienen wirklich geborgen. Das alles gipfelt dann in einem unglaublich emotionalen Finale bei dem selbst dem härtesten Misanthrop das Herz aufgehen sollte.

Der Zwist zwischen Religion und Moderne ist ein prägendes Element. Gott hat uns alle perfekt geschaffen, davon ist die eigentlich streng gläubige Großmutter überzeugt. Traditionen und Bräuche bestimmen den Alltag. Und für ihren Namen bedient sich Lucia sogar bei einer Heiligen. Also selbst veraltete Glaubenssätze scheinen mit Akzeptanz nicht unvereinbar zu sein.

Zum Abschluss des Pride Months startete der Film nun auch in unseren Kinos und trägt hoffentlich ein Stück weit dazu bei, diese Botschaft zu verbreiten. Denn von all den Bienenarten die es gibt, ist keine einzige gefährlich.
 
 

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