House of Gucci

Bewertung durch Harry.Potter  70% 
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Forumseintrag zu „House of Gucci“ von Harry.Potter

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Harry.Potter (02.01.2022 22:50) Bewertung
Interessant und vielschichtig, aber deutlich zu lang
Ridley Scotts Portrait der Familiengeschichte der Guccis mit ihrem Aufstieg und dem (wohl unvermeidlichen) Fall ist ein zweifellos interessanter und vielschichtiger Film über so manche skrupellose Machenschaften hinter den Kulissen der Welt des Schönen, Teuren und Feinen. Insgesamt konnte er aber meine Erwartungen bzw. Ansprüche nicht vollständig erfüllen. Da ist zum Einen das Tempo. Man ist von Scott durchaus gewohnt, dass er das richtige Tempo findet und Dramatik mit entsprechendem Schnitt und Musik zu steigern weiß. Man denke z.B. an "1492", dessen rasanter Schnitt und die Musik von Vangelis einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben. Diesmal findet er aber keinen Rhythmus sondern verweilt immer wieder an Schauplätzen der Dynastie ohne mit der Erzählung wirklich voran zu kommen. Ich hatte den Eindruck, als begänne der Film zwei bis drei Mal von Neuem. Musik ist diesmal überhaupt sehr spärlich gesät bzw. mir leider gar nicht in Erinnerung geblieben, dafür viele Szenen, in denen es minutenlange Dialoge gibt ohne jede Musik. Dabei sind die Dialoge oft richtig gut geschrieben, z.B. als Patrizia Paola in den Schweizer Alpen zur Rede stellt. Was uns auch schon zur größten Stärke und Schwäche des Filmes zugleich bringt: Lady Gaga. Inmitten der ganzen Liga richtig großer Stars und (teilweise mehrfachen) Oscar-Preisträger sorgt sie in jeder Szene des Filmes (und in der Handlung auch) dafür, nicht übersehen zu werden. Nach "A Star is Born" liefert sie eine sogar noch intensivere (und vor allem abseits ihres gewohnten Metiers als Sängerin) Performance ab, die neben Kristen Stewart in "Spencer" heuer sicher bei den Filmpreisen zumindest mit Nominierungen belohnt werden muss. Ihr Italo-Englisch ist ihr allerdings deutlich weniger geglückt als das britische Englisch bei Kristen Stewart - es irritiert und macht den Film ein wenig mühsam, allerdings liegt das nicht nur an ihr. Vielleicht ist es wegen Al Pacino, vielleicht aber auch ganz allgemein hätte ich mir viel mehr Italienisch erwartet, statt dessen findet Scott hier keine einheitliche Linie und lässt die Figuren im Film sogar in Italien Englisch sprechen, dafür mit Italo-Akzent. Wahrscheinlich sind es diese Unausgegorenheiten, die das Filmerlebnis insgesamt für mich spürbar in die Länge gezogen haben. Eine gute halbe Stunde würde ich dem Film "wegnehmen", wenn man mich in den Schneideraum ließe, und beim Rest täte mehr Tempo alleine durch den Schnitt, aber auch bei der Kameraführung gut. Mailand ist voll mit beeindruckender Kulisse, hier hätte sich deutlich mehr machen lassen.
 
 

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