Those Shocking Shaking Days

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Forumseintrag zu „Those Shocking Shaking Days“ von chrosTV

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chrosTV (09.03.2016 20:34) Bewertung
Viel gewagt, wenig gewonnen
Exklusiv für Uncut von der Diagonale
Krieg. Kaum ein anderes Thema wird so häufig im Kino behandelt. Ob als Dokumentarfilm, als Drama oder gar als Komödie. Mit ihrem experimentellen Dokumentarfilm „Those Shocking Shaking Days“ probiert Regisseurin Selma Doborac sämtliche erzählerische Konventionen zu brechen. Sie versucht meist nicht, wie viele andere Filmemacher dem Zuschauern Kriegsleid (in diesem Fall der Bosnienkrieg der 90er-Jahre) durch explizite Visualisierung von Gewalt zu verdeutlichen, sondern rein durch lyrischer Sprache. Der Film wird größtenteils entweder durch die Verwendung von Schwarzbild mit Einblendung von Untertiteln oder durch ein Voice-Over erzählt. Während die Untertitel weiterlaufen sehen wir dazwischen des Öfteren abwechselnd auf 16mm gefilmte Aufnahmen des heutigen Bosniens und brutale Originalaufnahmen des Krieges. Mit Letzteren will uns die Filmemacherin vermutlich an der Nase rumführen, um aufzuzeigen, wie wir uns als Zuseher von expliziter Gewaltdarstellung emotional manipulieren lassen, obwohl viele Kriegsbilder, mit denen wir täglich durch vielerlei Medien konfrontiert werden, oft komplett aus den Zusammenhang gerissen dargestellt werden. Als Zuschauer erschließt sich einen leider schwer, was der Film in Großen und Ganzen aussagen will, da er oft seine eigenen „Regeln“ bricht. Im einen Moment versucht der Film noch eine Interpretationsebene für den Zuschauer zu schaffen, diese wird jedoch bereits wenige Momente später zerstört, in dem einem beispielsweise durch Untertitel gefragt wird, „ob man dem Ganzen noch folgen kann“.
So lässt sich insgesamt sagen, dass es Selma Doborac mit ihrem Dokumentarfilm „Those Shocking Days“ zwar gelungen ist, sämtliche herkömmliche narrative Strukturen zu brechen, jedoch verstrickt sie sich zu häufig in pseudo-philosophisch wirkenden Aussagen. Aufgrund des nach einer Zeit ermüdenden Konzepts, schaffte es der Film nicht mich auf emotionaler Ebene zu berühren und resultierte für mich in einer belanglosen Kinoerfahrung.
 
 

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