Filmkritik zu Der Zopf

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  • Bewertung

    Mutige Frauen

    Exklusiv für Uncut
    Der Film „Der Zopf“ nach dem gleichnamigen Bestseller-Roman von Laetitia Columbani, die auch Regie führte, hat mich umgeworfen. Er erzählt von drei Frauen-Figuren, in deren Geschichten es der Film die Zusehenden bravourös hineinzuziehen schafft: als ob ich als Zuseher*in in ihrem Körper stecke. Die erste Protagonistin Smita wohnt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Indien. Sie arbeitet schwer und will ihrer Tochter, einer „Unberührbaren“ der untersten Kaste ein besseres Leben mit einer Ausbildung ermöglichen. Als ihre Tochter in der Schule vom Lehrer verprügelt wird, flieht sie mit ihr vom Land in die Großstadt zu ihren Cousins. In der Nacht und ohne das Wissen ihres Ehemanns. Dieser hatte sich gegen die Flucht gestellt. Als sie die lange mühsame und gefährliche Reise geschafft haben, schneiden sich Mutter und Tochter im Tempel ihre Haare ab zu einer Glatze.

    Die zweite Frau im Film ist Giula, eine Italienerin, eingebettet in eine starke Familienstruktur und einem Familienbetrieb, in dem nur Frauen arbeiten und bei denen der Humor von Beginn an rennt. Der geliebte Vater hat einen Unfall, nach dem sich herausstellt, dass das Familienunternehmen insolvent ist. Giula wacht an seinem Krankenbett, wo sie ihm, der im Koma liegt, aus ihren Lieblingsbüchern vorliest. Sie liebt es zu lesen. Währenddessen entwickelt sich eine Liebesgeschichte zwischen Giula und einem Sikh. Auch in sie taucht man wundersam ein. Giula zeigt anhand dieser Liebesgeschichte und anderer Pläne ihrer Mutter ihren starken Willen und ihre Autonomie.

    Die dritte Frau Sarah lebt wiederum in einer anderen kapitalistischen Leistungswelt in Kanada. Sie hat drei Kinder, ist geschieden, eine erfolgreiche Anwältin und scheint ständig unter Strom zu stehen. Ihre Geschichte dreht sich um einen bösartiger Tumor, der bei ihr entdeckt wird. Sie will das anfänglich vor ihren Kindern und im Job geheim halten, was aber irgendwann nicht mehr gelingt und berufliche Niederlagen folgen lässt.

    Jede dieser drei raffiniert verstrickten Geschichten hat in gewisser Weise ein Happy End ein stimmiges Ziel und Ende. Sie berührten mich sehr, weil alle drei Wege widrige Lebensumstände zur Grundlage haben. Aber die Stärke dieser Frauen erwächst gerade aus eben diesen. Das Haar ist in allen drei Geschichten das Symbol für Weiblichkeit und hat bei jeder der Hauptdarstellerinnen seine besondere Bedeutung. Wärmste Empfehlung diesen Film im Kino zu sehen!
    (Dominika Krejs)
    11.02.2024
    08:57 Uhr