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    Henry Fool findet ein würdiges Ende

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2015
    Hal Hartley ist schon längst eine Ikone des amerikanischen Indepentent-Films. Nicht zuletzt zählt „Henry Fool“, der uns den titelgebenden Anti-Helden vorstellt, zu seinen bekanntesten Filmen. Die Fortsetzung ”Fay Grim“ machte einen Abstecher ins Geheimagenten-Genre und erzählte uns wieso Fay im letzten Kapitel, ”Ned Rifle“, dieser außergwöhnlichen Familensaga nur ein paar Szenen aus dem Gefängnis hat. Ned, dem Abkömmling von Henry und Fay, ist der dritte Film gewidmet, der die epische Familiengeschichte zu einem genialen Ende führt.

    Der Film hat alles, was Hal Hartley verspricht. Ein tolles Drehbuch, gespickt mit vielen skuril-witzigen Kommentaren zu Kultur- und Literaturtheorie, Ironie und vor allem liebevoll überzeichneten Charakteren. Der gottesfürchtige Ned etwa wird oft bei seinem Gebet gezeigt und Susan, die von der wundervollen Aubrey Plaza gespielt wird, trägt den ganzen Film über Kniestrümpfe und verwischten Lippenstift. Letztere bekommt auch, trotz des namensgebenden Ned Rilfe am meisten Screen-time und sorgt mit ihrem durchdringenden Blick dafür, dass man seine Augen nicht von der Leinwand abwenden kann.

    Simon, gespielt von James Urbaniak, befindet sich mittlerweile in seiner Midlife-Crisis und möchte kein Außenseiter-Poet mehr sein, sondern die Massen mit seiner Stand Up-Comedy für sich gewinnen. Erst Susan eröffnet ihm, dass Außenseiter der Welt einen größeren Dienst leisten als Massen-Unterhalter. Eine berührende Szene, die sich so anfühlt, als würde Hartley sein eigenes Werk rechtfertigen wollen.

    Die überschauliche Handlung verzichtet auf Abschweifungen und führt uns geradlinig zum Ziel. Ned will seinen Vater töten. Um das ganze dann doch etwas auszuschmücken, stellt Hartley den gläubigen und keuschen Ned seinem Vater, dem selbsternannten Teufel und Verführer gegenüber. Der Apfel kann eben doch weit von seinem Stamm fallen. Auch das berührende Ende des Films macht klar, dass Neds Schicksal nicht durch das seines Vaters vorbestimmt sein soll.

    Wunderschöner Film, der tiefsinnig und unterhaltend ist, eine perfekte Mischung zwischen Witz und Melancholie findet und obendrein noch mit einer tollen, von Hal Hartley selbst komponierten Filmmusik punktet.
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    14.02.2015
    09:06 Uhr