Forum zu Fieber

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    Eigenwillig

    Exklusiv für Uncut von der Diagonale
    Als renommierte Kamerafrau (vor allem für Werner Schroeter), Photographin und Regisseurin hat die Judenburgerin Elfi Mikesch einen ganz besonderen Bezug zu Bildern. Und somit spielen auch in diesem Film Photographien eine große Rolle. Im Mittelpunkt steht dabei ein Kind, das sich in seinem Kopf mit Hilfe alter Photos seine eigene Geschichte zusammenreimt. Nämlich die Geschichte, was ihr aggressiver Vater während seiner Zeit bei der französischen Fremdenlegion nach dem ersten Weltkrieg in Afrika erlebt hat. Jahre später fährt sie als alternde Frau (und Berufsphotographin) mit den Bildern ihres Vaters im Kopf mit dem Zug nach Novi Sad, wo er einen Teil seines Lebens verbrachte.

    Es ist dabei die unerbittliche Frage einer jungen Generation an ihre Eltern, was sie alles in ihrer Vergangenheit (um genauer zu sein während kriegerischer Handlungen) erlebt, getan oder auch totgeschwiegen haben. Stilistisch verwendet die Autorenfilmerin dabei einen sehr eigenwilligen Zugang zum Medium Film: Denn neben der Vergangenheit selbst, ist beinahe jede Ebene des Films verfremdet. Die Sprache ist eine künstlich theaterhafte, wie sie wohl nirgends auf der Welt gesprochen wird – schon gar nicht in Judenburg, wo das Ganze angeblich spielen soll. Und auch die sich fernab von jedem Realismus befindlichen Dialoge tragen nicht unbedingt zum Sehvergnügen bei. Ein Charakteristikum, das durch unmotivierte Gewaltszenen, eigenartig entfremdete Schauspielerführung und ein langatmiges Drehbuch verstärkt wird. Und auch, wenn die Ansätze des Films, den Nachklang von Kriegen in unserer Gesellschaft einzufangen zu versuchen und das Ganze in den Kopf eines Kindes zu verlegen, nicht ganz uninteressant sind, so wirken die 80 Minuten des Films aufgrund der eigenartigen Stilistik dennoch wie eine nie enden wollende Zugfahrt.
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    22.03.2014
    18:46 Uhr