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    Falsche Polizisten machen dumme Sachen

    Exklusiv für Uncut vom Slash Filmfestival
    Mr. Oizo ist ein Produkt der 90er Jahre. Sein berühmtestes Lied „Flat Beat“ kam zwar erst 1999 auf den Markt, aber seine minimalistischen, elektronischen Beats, die nach eigenen Aussagen „großes Irgendwas“ sind, fügen sich perfekt in dieses Jahrzehnt der Nicht-Musik ein. Dazu passt auch der Titel zu seinem Regiedebüt im Jahre 2002: „Nonfilm“. Seit Anfang der 00er Jahre macht Mr. Oizo unter seinem bürgerlichen Namen Quentin Dupieux nämlich auch Filme. Am meisten in Erinnerung geblieben ist bestimmt sein Werk über einen mordenden Autoreifen aus 2010: „Rubber“. Mit „Wrong Cops“ hat er nun nach „Wrong“ den zweiten Teil einer Trilogie (?) fertiggestellt – und dieser macht dem Herrn Vogel (sein musikalischer Künstlername ist die Ableitung von Monsieur Oiseau) alle Ehre. Denn nicht nur er, sondern auch der Film hat auf gut österreichisch einen kompletten Vogel.

    Da geht es um den Streifen-Polizisten Duke (Mark Burnham), der in toten Ratten verpacktes Gras verkauft. Oder um den Büro-Polizisten Sunshine (Steve Little aus „Eastbound and Down“), der durch ein Bild von ihm in einem homoerotischen Sexheft erpresst wird. Sowie um den einäugigen Polizisten Rough (Eric Judor), der in Wirklichkeit DJ sein will, dem aber das Talent dafür aberkannt wird. Und dazwischen spielt Marilyn Manson einen eingeschüchterten Jugendlichen.

    Der Film sieht aus, als ob er mit einer Handykamera gefilmt worden wäre. Doch das scheint bei „Wrong Cops“ auch gar nicht wichtig zu sein. Der Film ist wieder einmal einer, der es einem schwer macht, ihn mit klassischen Maßstäben zu bewerten, obwohl die Geschichten untereinander überraschend gut verbunden sind. In der Nachbetrachtung weist der Film eben eine gute Plotstruktur auf, doch dies gerät bei dem den Film durchziehenden Wahnsinn in Vergessenheit. Was auf jeden Fall konstatiert werden kann, ist, dass Quentin Dupieux nicht Humor für Jedermann liefert. Doch wenn ein von Duke zufällig angeschossener Passant (Daniel Quinn) versucht, im sterben liegend, Rough bei seiner Lied-Komposition zu helfen und dabei beinahe in den letzten Atemzügen im Takt auf das Keyboard klimpert, dann ist das durch seine Absurdität nur noch witzig.

    „Wrong Cops“ verbindet klassischen narrativen Aufbau mit Momenten, die nur um ihrer selbst Willen bestehen. Momente die quasi als Sketches dazwischen fungieren. Doch so viel muss ich mir eingestehen: welche Szenen zur Story etwas beitragen und welche nicht, kann ich wohl selbst nicht beantworten. Die Rolle von Youtube-Star Jon Lajoie hat aber beispielsweise nur wenig wie auch immer gearteten Sinn: Nicht-Film neben dem Nicht-Musik-Soundtrack von Mr. Oizo selbst. „Wrong Cops“ ist „Pulp Fiction“ für Oizo-Fans, oder besser: Quentin Tarantino lässt sich mit Quentin Dupieux so vergleichen wie in der elektronischen Musik Daft Punk mit Mr. Oizo. Eh ein bisschen, aber eben nicht wirklich.

    In „Wrong Cops“ machen zusammenfassend falsche Polizisten dumme Sachen. Doch falsche Polizisten, also Menschen die sich als Gesetzeshüter verkleiden, gibt es in dem Film eigentlich keine. Vielmehr machen dumme Polizisten falsche Sachen – so richtig falsche!
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    03.10.2013
    11:57 Uhr