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    Goodnight in Greece

    18 Jahre sind vergangen, seit Céline und Jesse zum ersten Mal aufeinandertrafen und 9 Jahre seit sie zueinander gefunden hatten. Jesse hat Amerika für sie verlassen und somit auch seinen Sohn, der nun bei seiner Ex-Frau lebt. Er hadert mit sich selbst, da er denkt, er hätte ein besserer Vater sein können. Mit Céline hat er mittlerweile 2 Töchter und sie leben eigentlich glücklich in Paris, wo Céline nach dem Sommer ihren Traumjob ausüben könnte.
    Während sie für sechs Wochen in Griechenland verweilen kommen sich die beiden, obwohl sie glücklich miteinander sind, in die Haare. Das Leben hat die Liebe eingeholt und beide haben Zweifel an ihrer Beziehung. Was wäre wenn? Was wäre passiert, wenn sie keine gemeinsame Nacht in Wien verbracht hätten, was wäre, wenn Céline 6 Monate danach wieder in Wien gewesen wäre?

    Lebt man längere Zeit in einer Beziehung, treten früher oder später Situationen auf, in denen man sich fragt, ob man immer noch am richtigen Weg ist - so auch bei Céline und Jesse. Ist die Liebe noch stark genug dafür, oder lebt man nur noch aus Gewohnheit und Pflichgefühl den Kindern gegenüber zusammen?
    Auch im dritten Teil der Before... Reihe widmet sich Richard Linklater dem Aspekt der Liebe und des Zusammenseins. Auf feinfühlige Art wird die Beziehung zweier Menschen begleitet, ein kurzer Ausschnitt aus einem komplexen Leben, der viele Fragen aufwirft und beantwortet und dabei immer echt und authentisch bleibt.

    Wie auch die Vorgänger ist dieser Film sehr leise. Es fallen laute Worte, die Gefühle wallen über, aber nie geht man zu weit und überzeichnet den Moment. Für alle Romantiker, die an die wahre und große Liebe glauben!
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    14.06.2015
    23:01 Uhr
  • Bewertung

    Der „Gott des Gemetzels“ lässt grüßen.

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2013
    Wien, 1994: Jessie (Ethan Hawke) und Céline (Julie Delpy) treffen sich auf einer Zugfahrt durch Europa. Er verliebt sich sofort in sie und fordert sie auf, mit ihm in Wien auszusteigen. Gemeinsam verbringen sie eine schöne Zeit, bevor sich ihre Wege wieder trennen. 10 Jahre später treffen sie einander wieder, weil Jessie (er ist Schriftsteller von Beruf) ihre Begegnung in einem Buch nacherzählt hat. Céline ist nicht einverstanden damit und so treffen sie sich in Paris, wo ihre Liebe eine Fortsetzung findet. Nun, wiederum viele Jahre danach, treffen wir sie im dritten Teil auf einem Sommerurlaub in Griechenland wieder. Sie haben miteinander Zwillinge und leben gemeinsam in Paris, Jessies Sohn hat mit ihnen den Sommer verbracht, vieles, wenn auch nicht alles, scheint in geordneten Bahnen zu verlaufen und sie wirken glücklich.

    Wie so oft ist der gemeinsame Sommerurlaub nicht die rettende, lang erwartete Erlösung von den Pflichten des Alltags sondern erst das wahre Gift für die Beziehung der beiden. Von Freunden für eine Nacht in ein Hotel am Strand eingeladen, können sie die Schönheit, von der sie umgeben sind, nicht einmal in Ansatz genießen, sondern geraten sofort in einen Streit, der nicht mehr aufhören will. Regisseur Richard Linklater hat gemeinsam mit Ethan Hawke und Julie Delpy an dem Drehbuch gearbeitet und offensichtlich haben sie sehr lange daran gefeilt, denn es besticht mit meisterhaft geschriebenen Streitgesprächen, die schon sehr nahe an die Qualität in dem Film „Der Gott des Gemetzels“ heran reichen, allerdings ausschließlich mit den Beziehungsproblemen zu tun haben, die die beiden schon lange mit sich herumschleppen und nie angesprochen, aufgearbeitet oder gelöst haben. Wie ein dunkles Gewitter ziehen über der scheinbar ausgeglichenen Beziehung, in der beide sehr viel Platz für Offenheit und Ehrlichkeit finden, Wolken auf, die sich immer weiter verdichten und einen filmischen Platzregen an Auseinandersetzungen, Beschimpfungen und Vorwürfen auslösen.

    Es ist erstaunlich wie wenig Handlung in diesem Film erzählt wird und wie kurzweilig er dennoch erscheint – mehr als die Hälfte des Filmes spielt sich im Hotelzimmer irgendwo in der südlichen Peloponnes ab. Und auch wenn dabei kaum ein Klischee ausgelassen und keine Chance zur Abwehr der Vorwürfe des jeweils anderen Partners ausgelassen wird, fasziniert der Film auf eine gewisse Weise, weil er nachdenklich macht. Von Unterhaltung kann hier eigentlich keine Rede mehr sein – zumindest, wenn man selbst in einer glücklichen Beziehung lebt. Vielleicht aber kann dieser Film (gerade, weil er so intelligent geschrieben und hervorragen inszeniert wurde) dazu dienen, sich noch während der guten Zeiten jene Knackpunkte anzuschauen, bevor sie sich zu einem großen Konflikt auswachsen.
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    11.02.2013
    23:52 Uhr