Forum zu Flight

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63.8% Bewertung
  • Bewertung

    Kapitaler Absturz

    Robert Zemeckis erster „richtiger“ Spielfilm nach seinem langjährigen Abstecher ins Animationsfach hat es richtig in sich. Vor allem an Filmminuten. Mit deutlich über zwei Stunden Laufzeit nimmt er sich sehr viel Zeit um die Geschichte rund um den Piloten Whip Whitaker zu erzählen. Der von Denzel Washington hervorragend gespielte Pilot rettet durch ein waghalsiges Manöver und darauffolgender Notlandung vielen Passagieren das Leben und wird daraufhin als Held gefeiert. Leider hat dieser Held auch seine Schattenseite. Er ist nämlich starker Alkoholiker.

    In weiterer Folge begleiten wir Denzel Washington in der sehr turbulenten Zeit bis zur Anhörung vor der Flugbehörde. Er durchlebt hier die vielen Up und Downs, die die meisten Alkoholkranken durchmachen, wenn sie versuchen trocken zu werden. Von kurzzeitigen Erfolgen mit der Vernichtung der eisernen Vorräte bis zu mehreren kapitalen Rückfällen ist alles vertreten. Washington nimmt man die schwierige Rolle immer ab – und seine „Ausreden“ sind in manchen Szenen durchaus nachvollziehbar, so dass man fast dazu geneigt ist seiner Argumentation zuzustimmen.

    „Flight“ hätte ganz leicht ein Film über einen großen amerikanischen Helden werden können. Hätte dieser Held sich nicht immer volllaufen lassen. So ist es ein Drama über eine Abhängigkeit geworden, die schon viele ins Verderben gestürzt hat. Mit Denzel Washington wurde ein Schauspieler gewählt, der hier wirklich glänzen kann. Ihm ist es zu verdanken, dass dieser Film auch wirklich interessant bleibt.
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    31.10.2015
    21:08 Uhr
  • Bewertung

    koks zum frühstück

    und wodka im cockpit: alltag für den piloten whip whitaker (denzel washington, changierend zwischen held und versager) – ein stürmischer take-off wird noch mit links gemeistert, doch bald setzen die wichtigsten steuerungsfunktionen des flugzeugs aus. unkontrolliert rast das flugzeug der erde entgegen, die triebwerke beginnen zu brennen, der crash ist unvermeidlich – nur durch einen flug auf dem rücken kann der sturzflug abgefangen und das flugzeug jenseits der bewohnten gebiete auf einer wiese zur notlandung gebracht werden. eine unkonventionelle entscheidung, die 96 von 102 insassen das leben rettet – und whip zum helden macht. vorerst.

    denn was mit einem spektakulären flugzeugcrash beginnt, endet in einem 08/15 säuferdrama: "menschliches versagen" wäre ein gefundenes fressen für die herstellerfirma wie auch für die airline, um sich ihrer haftung zu entziehen – whips blutalkoholspiegel jenseits des vorstellbaren kann zwar mit juristischen finessen entkräftet und der absturz auf materialermüdung und nicht durchgeführte wartungsarbeiten zurückgeführt werden, allein: whip müsste imstande sein, wenigstens bis zur anhörung nüchtern zu bleiben. wer je mit funktionalen alkoholikern zu tun hatte oder die entsprechenden filme kennt weiß: ein unmögliches verlangen...

    wer sich vom trailer verführt einen action-kracher oder einen thriller um die machenschaften der flugzeughersteller oder -betreiber erwartet hat, wird bald ernüchtert – im fokus von flight liegt die nicht eingestandene abhängigkeit von alkohol und drogen, mit den üblichen ausflüchten ("ich trinke, weil ich mich dafür entschieden habe" bis "ich kann jederzeit wieder aufhören"), einsichten (nach dem crash entsorgt whip seine vorräte: erstaunlich wie lange das dauert...), rückfällen und verlusten von familie und freunden. und immer wieder die frage nach der "höheren gewalt"... war der absturz vielleicht die letzte chance sein leben zum guten zu ändern? das noble eingeständnis von schuld, die ent-schuldigung bei den opferfamilien und schließlich das gefühl, "erstmals wieder frei" zu sein klingen nur mehr dem propagandamaterial der anonymen alkoholiker entnommen.

    fazit: flight stürzt so schnell ab wie das flugzeug – und langweilt.
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    01.03.2015
    23:09 Uhr
  • Bewertung

    Ein gutes Drehbuch kann durch nichts ersetzt werden ...

    ... und wenn es nicht vorhanden ist, dann kann sich der Hauptdarsteller noch so ins Zeug legen - er wird zwar einen guten Eindruck hinterlassen, den Gesamteindruck des Filmes jedoch nicht mehr retten können. So ein Szenario bot sich mir bei diesem Film: ein toller Denzel Washington in einer bei Gott nicht leichten Rolle zieht alle Register seines Könnens und trotzdem bleibt am Ende des Filmes ein ähnlich fahler Nachgeschmack wie wahrscheinlich im Munde seiner Figur nach einer durchsoffenen und bekifften Nacht. Regisseur Zemeckis hat schon deutlich bessere Filme abgeliefert, obwohl es ihm an handwerklichem Talent nicht mangelt. In viele kleinen Szenen erkennt man das auch, z.B. am Schnitt. Aber insgesamt schafft er es nicht, die Hauptfigur seinem Publikum zu verkaufen - als Bösen oder Guten, als Helden oder Verlierer. Viel Spannung geht so verloren und obwohl der Film über 2 Stunden dauert, füllt er den dramaturgischen Raum, den er einnimmt, nicht aus. Ich hätte mir filmisch mehr erwartet, vor allem, weil die moralische Frage der Bewertung von Handlungen ausgeblendet bleibt: rechtfertigt das positive Resultat alle Handlungen auf dem Weg dorthin oder muss sich der Mensch mit seiner ganzen Existenz in allen einzelnen Entscheidungen, die er trifft, bewähren, um als Held durchzugehen?
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    23.03.2013
    22:43 Uhr