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    Formell uninteressante, inhaltlich packende Doku


    Im Mittelpunkt des Films stehen fünf männliche Prostituierte, die ihr Geld durch anschaffen am berüchtigten Bahnhof Zoo erwirtschaftet haben. Eines haben sie alle gemeinsam: Eine traumatisierte oder anderswertig besonders prägende Kindheit. Viele von ihnen, dabei besonders auffallend die Geschichte eines bosnischen Roma, sind nicht einmal schwul – sie sahen darin einfach einen überlebensnotwendigen Wirtschaftsfaktor.

    Regisseur Rosa von Praunheim ruht sic bei „Die Jungs vom Bahnhof Zoo“ viel zu sehr auf der Thematik des Films aus. Er versucht keinerlei formellen Anspruch zu schaffen, die Kamera scheint wenig durchdacht positioniert, wodurch die Bilder einwenig unkomponiert und beliebig wirken. Spannend bleibt die Auswahl der Protagonisten: Sie kommen aus verschiedenen Ländern, haben verschiedene gesellschaftliche, kulturelle und religiöse Hintergründe. Konzeptbrechend ist einzig eine Portrait-Episode in Wien, in der Peter Kern befragt wird. Er hat einen Freund in Berlin und spricht im sehr intimen Interview darüber, wie wichtig der Strich für ihn und überhaupt die Gesellschaft ist – dass dies zu sehr vom konkreten Fokus Bahnhof Zoo ablenkt ist weitgehend störend. Dass Peter Kern teilweise schwimmend in einem Swimming-Pool interviewt wird, durchbricht das Konzept der restlichen Doku bzw. der anderen Interviews und ist unfreiwillig komisch.

    „Die Jungs vom Bahnhof Zoo“ ist trotzdem ein bewegender und sehenswerter Film, da er Menschen, über die bisher kaum gesprochen wurde außer in einem kriminell-abwertenden Kontext, in den Mittelpunkt stellt und ihnen die Möglichkeit gibt ihre (Lebens)geschichte zu erzählen.
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    15.02.2011
    23:53 Uhr