Forum zu Life in a Day

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    Ein Tag wie jeder andere

    Wenn ein Großkonzern wir Youtube eine Dokumentation in Auftrag gibt sollte man durchaus ein wenig skeptisch sein, was das Ziel bzw. das Ergebnis angeht. Auch wenn sich die Idee im ersten Moment sehr gewagt und neu anhört. Die Aufgabe war relativ simpel: Youtube User sollten einen Tag in ihrem Leben Filmen und dabei einige mehr oder weniger philosophische Fragen wie z.B. "What do you love? What do you fear? What's in your pocket?". Diese Fragen und das Video sollten am 24.07.2010 gedreht bzw. beantwortet werden. Die teils sehr intimen Clips wurden dann von Ridley Scott und Kevin Macdonald in eine Pseudodokumentation verpackt, die den Einblick die das Leben anderer geben soll.

    An manchen Stellen ist der Film durchaus berührend, wenn Menschen über ihre Ängste und Sorgen sprechen oder von ihren Träumen erzählen. Es kommen Menschen aus der ganzen Welt zu Wort, wobei die Wahl der einzelnen Einsendung sicherlich gut durchdacht war.

    Pietätlos wurde der Film für mich aber gegen Ende in, da am 24. Juli auch die Loveparade war, bei der 21 Menschen ihr Leben verloren. Keine Frage, dass auch derartige Schicksale unser Leben bestimmen und wie es der Zufall so will, auch genau am selben Tag passieren. Was ich aber absolut unpassend fand, waren die Videos der Reanimationsversuche sterbender Raver. Eine derartige Sensationsgeilheit ist für mich nur verstörend.

    Von diesem Punkt abgesehen ist Life in a Day eine unterhaltsame Pseudodoku, die man nicht für bare Münze nehmen sollte.
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    12.06.2015
    22:00 Uhr
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    Amateure auf der großen Leinwand


    Experimentales Dokumentarkino goes mainstream. „Life in a Day“ ist viel: Experiment, Annäherung, Dokumentation, Amateurfilm, Musikvideo, eine Anhäufung von Momentaufnahmen. Kevin Macdonald, der sich selbst auch für Idee und Konzeptentwicklung verantwortlich zeichnet, versucht mit seinem YouTube-Film nicht eine globale Geschichte zu erzählen, sondern entdeckt die Dramaturgie in Gemeinsamkeiten: Wie werden Frühstücke (primär mit Eiern) weltweit in der Früh zubereitet? Was sind die ersten Worte, die man nebeneinander liegend, in den Morgenstunden von sich gibt? Konkrete Fragen mussten in den eingesendeten Videos auch beantwortet werden, beispielsweise die einwenig plakative, aber für ein Projekt wie dieses sinnmachende Frage: „What do you love?“ – Antworten: „My family. My iPod. My dog. My cat. Myself...“ Die verschiedenen Antworten basieren auf den verschiedenen Menschen unterschiedlichster Kulturen und Kontinente, die ihre Tagesportraits auf YouTube hochgeladen haben.

    „Life in a Day“ hat zwar seine gelegentlichen Längen und Schwachstellen (so süß es auch ist – Geburten und Babys zu zeigen ist nett, wurde jedoch eindeutig nur für den cute-factor in den Film eingebaut), doch der Film sticht vor allem als Produkt und Versuch selbst heraus. Damit muss YouTube und dessen filmisches Parktpotential nun neu gedacht werden – und es bleibt zu hoffen, dass das Experiment Macdonalds dem unabhängigen (Amateur-)film neue Perspektiven eröffnet.
    themovieslave_d00814b111.jpg
    12.02.2011
    23:56 Uhr