2 Einträge
5 Bewertungen
72% Bewertung
  • Bewertung

    Unglaublich

    Das ist ein gedankliches Konstrukt, das Darstellern und Zuschauern eine Menge abverlangt, und zwar sowohl inhaltlich als auch dramaturgisch. Schocker wechseln sich mit Ekel ab gefolgt von verständnislosem Grauen.
    Eine Familie mit drei erwachsenen Kindern lebt abgeschottet von der Außenwelt. Die Kids lernen unpassende Vokabeln wie ein Karabiner ist ein weißer Vogel, den Salzstreuer nennen sie Telefon und eine Muschi ist eine große Lampe. Alle Beteiligten pflegen eine emotionslose Sprache.
    So verquert nehmen sie dann auch ihre nähere Umgebung wahr und handeln entsprechend bei blutrünstigen oder lebensbedrohlichen Spielen. Selbst der Sex der Eltern ist sonderbar körperfeindlich, der der Geschwister ist inzestuös. Die sonderbaren Einstellungen zeigen oft Bilder ohne Köpfe. Eine Angestellte aus der Fabrik des Vaters befriedigt als besondere Serviceleistung Sohn und Schwestern. Die Eltern strafen die Kinder, indem sie Videocassetten oder Rekorder auf ihren Köpfen zertrümmern. Mutter verkündet, demnächst Zwillinge und einen Hund zu gebären.
    Ein Ausbruchsversuch einer Tochter scheitert, nachdem sie sich den angeblich nachwachsenden Hundezahn ausgeschlagen hat.
    Was will uns Regisseur Lanthimos damit sagen? Ich finde keine Antworten, nur Fragen.
    Bei der Erziehung ist ‘nurture‘ dominanter als ‘nature‘? Man kann dieser dauerhaften Wirkung nicht entkommen?
    Bei Verleugnung der Sprache als kulturelle Basis droht Verwilderung emotional, sexuell und körperlich? Kann alles sein.
    ‘Da nannte Herr Icks die Zeitung ‘Bett‘ und das Brot nannte er ‘Fenster‘.
    Dann las er das Bett und aß ein Fenster.‘
    8martin_ea7f49f0f3.jpg
    06.03.2014
    12:13 Uhr
  • Bewertung

    Griechischer Haneke

    Der Regisseur entführt uns in einen Mikrokosmos, in dem ein Familienvater seine Kinder auf seinem Anwesen gefangen hält. Aber nicht durch Gewalt, sondern durch ein psychologisch geschickt aufgebautes Lügenkonstrukt, rund um die "gefährliche Außenwelt".

    Wer Filme von Haneke mag, sollte auch "Dogtooth" riskieren. Es ist ein eher nüchterner Film mit langen Einstellungen und kühler - manchmal absurder - Realität.

    Vom Ende hätte ich ein wenig mehr erwartet. Das es in diese Richtung gehen würde, war logisch, deshalb hätte man noch ein bißchen was drauf setzen können. Ansonsten passt es aber zur Nüchternheit des restlichen Films.
    17.06.2010
    09:31 Uhr