Forum zu Vincere

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    Mussolini und die Frauen

    Ein Kapitel, das bisher sowohl von der Wissenschaft als auch vom Film wenig Beachtung fand: Mussolinis erste Frau Ida Dalser und ihr gemeinsamer Sohn Benito Albino. Die ausführliche Schilderung der Anfänge dieser stürmischen Liebe vertieft Idas Elend am Ende, das sie an den Rand des Wahnsinns bringt. Giovanna Mezzogiorno brilliert in dieser Rolle der mater dolorosa. Sie liebt ihn total und hingebungsvoll, er liebt sie distanziert und männlich unterkühlt. Ihre Liebesvorstellungen ‘Ihn oder keinen‘ ähneln in den Absolutheitsansprüchen dem politischen Konzept des Duce ‘Siegen oder Sterben‘. Geschickt werden in die Handlung echte historische Aufnahmen und gut gemachte neueren Datum eingestreut.
    Die nicht legitimierte Verbindung passt nicht ins faschistische Gedankengut Italiens der 20er und 30er Jahre. Ihre Hochzeit bleibt ein Traum in Idas Wunschvorstellungen. Deshalb schlägt der Staat der Schwarzhemden zu: Verhaftung, Trennung von Mutter und Sohn, Psychiatrie: ‘paranoides Syndrom‘. Besonders beeindruckend ist der kleine Benito vor Vaters Büste und wie er den Vater in wahnhaften Anfällen kolportiert (Doppelrolle für Filipo Timi). Die Physiognomie des Wahnsinns wird aber auch in den echten Reden des Duce herausgearbeitet.
    Für Eidetiker ein Genuss, für historisch interessierte eine spannende Geschichtsstunde, für alle aber eine menschliche Tragödie, die bewegt.
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    07.03.2013
    18:57 Uhr