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    Das jüngste Gewitter

    Gelegentlich zeichnet sich der Alltag eben nicht durch Alltägliches, sondern durch handfeste Absurditäten aus und das so Banale, Gewohnte wird flugs zum Chaos, zum Hort der Anarchie sogar. Ein Terrain, das seit einiger Zeit vor allem skandinavische Filmemacher gut zu bestellen wissen. Wie etwa der Schwede ROY ANDERSSON, der diese Anarchie just im täglichen Trott aufzustöbern versteht. Wie auch in seiner Erkundung des gar nicht so Normalen im bzw. am Normalen, DAS JÜNGSTE GEWITTER. Da erträumt sich eine junge Frau die Affäre mit einem Rockmusiker, verpasst ein Friseur einer nörgeligen Kundschaft einen veritablen Skin, scheitert ein braver Familienvati grandios am eher altvorderen Tischtuchtrick oder hält ein Psychologe nur mehr wenig Verständnis für seine Klientel parat.

    Allesamt Geschichten aus dem Alltag, allesamt Ausblicke aufs Abgründige am nur vermeintlich allzu Bekannten. Und dies in einer Ästhetik, die sich, nun ja, irgendwo zwischen dokumentarischer Kälte, erfrischender Skurrilität und verstörender Lethargie verortet. Wobei uns ANDERSSON sein, scheint’s, bizarres Personal gerade in seiner Fremdheit vertraut erscheinen lässt. Wer versagte nicht, wenigstens physisch, an den Anforderungen der Existenz? Wer wüsste nicht ein Lied vom Glück als Pause im Desaster zu singen? Ach ja, man könnte glatt verzweifeln! Hätte uns nicht Gott oder ein anderer Schwarzhumorist den Sinn fürs Komische mit auf den steinigen Weg gegeben. Und von dem hat zumindest ROY ANDERSSON eine ganze Menge abbekommen. Skål!
    Exklusiv für Uncut von MacGuffin Mehr zur DVD
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    31.10.2008
    13:28 Uhr